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Goethe und Gnstchen Stolberg.
Auffassung beider. Wenn bloßer Schematismus und falsche Analogien eine Wissenschaft fördern könnten, dann wäre durch die hier besprochenen Werke der Soeialistik allerdings eine neue Wendung gegeben. Einen „Wendepunkt" dürften wohl Bemühungen nach der Art Schäffles bezeichnen, nur leider einen solchen, der die Wissenschaft in eine neue Auslage der Scholastik führen würde. Früher waren es die Syllogismen, in welche alles eingeschnürt, und in welchen alles ertödtet wurde; jetzt sollen es die mathematischen und naturwissenschaftlichen Schemata sein. Die Nationalökonomie läßt sich aber nicht so leicht einzwängen und ertödten, weil sie mit dem frischen Leben und der materiellen Existenz der Völker in zu enger Beziehung steht. Die Verbrämung von Theorien vollends mit religiösen Spekulationen und christlichen Glaubenssätzen mag für manchen etwas bestechendes haben; zur Sache gehören diese Dinge aber nicht und schaffen uns auch keine neuen Einsichten in die verwickelten Verhältnisse des wirthschaftlichen und socialen Lebens.
Goethe und Gustchen ^tolberg.
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nter die Büchlein, die bisher in keines Goethefreundes oder Goethesammlers Bibliothek fehlen durften, gehörten auch „Goethes Briefe an die Gräfin Auguste zu Stolberg, verwitwete Gräfin von Bernstorff," die, von A. von Binzer herausgegeben, 1839 in dem Taschenbuche „Urania" und gleichzeitig in einer Separatausgabe (Leipzig, Brockhaus) erschienen waren. Im Buchhandel war das Büchlein längst vergriffen, und die Antiquare, die in dergleichen Dingen eine immer bedrohlicher werdende Sachkenntniß entwickeln, richteten, wenn ja einmal ein Exemplar davon auftauchte, ihre Forderung darnach ein. Vor wenigen Wochen hat nun die Verlagshandlung eine neue Ausgabe der Briefe veranstaltet — nach einundvierzig Jahren eine zweite Auflage, gewiß ein seltener Fall!*) Die Antiquare brauchen ob dieses Ereignisses keine Thränen zu vergießen,
*) Goethes Briefe an die Gräfin Auguste zu Stolberg, verwitwete Gräfin von Bernstorff. Zweite Auflage. Mit Einleitung und Anmerkungen. Leipzig, F. A. Vrock- haus, 1381.