Literatur.
Der Neue Plutarch. Biographien hervorragender Charaktere der Geschichte, Literatur und Kunst. Herausgegeben von Rudolf von Gottschall. Achter Theil. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1880.
Der vorliegende achte Theil des „Neuen Plutarch" beginnt mit der Biographie des Reichsritters Franz von Sickingen, die uns in klarer und übersichtlicher Weise Hans Prutz erzählt. Es ist nicht das Bild des Helden, wie es das deutsche Volk in seinem Herzen lauge bewahrt hat, des Mannes, von dem Deutschland zur Zeit der Reformation die Befriedigung seiner Wünsche und Hoffnungen erwarten konnte, das uns der Verfasser zeichnet. Sickingen unterscheidet sich nach ihm eigentlich nur durch den großer» Maßstab seines rechtlosen Thuns und Treibens von seinen minder bedeutenden Genossen, die durch kecke Fehde und wüsten Straßenraub ihre Glücksgüter zu verbessern suchten. Ohne eine höhere Idee, ein höheres politisches und nationales Ziel zu verfolgen, jagte er uach Macht und Reichthum und wollte in frevlem Muthe eine rein persönliche Sache mit den Hilfsmitteln und dem Blute der daran eigentlich völlig nnbetheiligteu Nation ausfechten, und nur Mißverstand uud Uebereifer haben ihn mit der Glorie eines nationalen Heldenthums zu umkränzen versucht. Nach diesem Charakterbilds das im wesentlichen mit der trefflichen Darstellung Ulmanns (Franz von Sickingen. Leipzig, Hirzel, 1872) übereinstimmt, folgt aus der Feder Friedrich Mhcms' das Leben des Admirals Nelson, dessen Kämpfe einen ebenso bedeutungsvollen Theil der Geschichte Englands bilden, wie sie eine» Wiederhall in der nationalen Erinnernng wachrufen. Mit Lebendigkeit und Wärme erzählt Althaus die wechselvollcn und abenteuerlichen Schicksale des Seehclden und bringt ihn uns menschlich näher, indem er zahlreiche anekdotische Züge auführt und uns den Admiral nicht bloß mitten im Kampfe zeigt, sondern auch wie er so oft auf den stürmischen Meercswcllen sich iu seiucn Briefen das idyllische Glück eines stillen, friedlichen Lebens ausmalte. Aber auch die Flecken, die an Nelsons Namen haften, sind nicht vergessen. Sclave der Liebe zur Lady Hamilton und im Einklänge mit dem entarteten neapolitanischen Hofe, hat er sich zum Werkzeuge der Rache an den Demokraten Neapels erniedrigt, eine That, die auch bei Althans die verdiente Verurtheilung findet.
Weniger befriedigend als die vorhergehenden Biographien ist das Leben Mozarts von Reißmann, eine dürftige Arbeit, mit welcher der Band schließt.
Fünf Ulanen. Erzählungen aus dem großen Kriege. Von Veit Ried. Berlin,
Friedrich Luckhardt, 1881. Die fünf durch ein loses Band mit einander verknüpften Erzählungen des vorliegenden sauber gedruckten Bandes behandeln die ernsten und heitern Erlebnisse von fünf freiwilligen Ulanen vor, während und nach dem großen französischen Kriege. Wir wissen nicht, ob wir den Verfasser selbst unter den fünfen zu suchen haben, noch aus wieviel Körnchen Wahrheit und mit wieviel Tropfen Phantasie er die Farben zu seinen Gemälden angerieben. Jedenfalls kennt er das Kriegsleben aus eigner Anschauung: unserer Soldateska im allgemeinen, und insbesondere den braven Ulanen, Roß wie Reiter, hat er bis ins Herz geblickt. Seine Erfahrung steht aber zugleich im Dienste eines ausgesprochenen, ganz eigenartigen Erzählertalentes. Mit sicherer Beobachtung und Wiedergabe des Wirklichen verbindet Ried reiche, phantasievolle Erfindung, Mannhaftigkeit und Ernst der Gedanken und eine