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Zur Entwicklung der Geographie der Erdkugel bei den Hellenen.
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in der die Küsten des Golfes von Biskaya, namentlich die westliche Ausbeugung der Bretagne, dem wahren Sachverhalte entsprechend angedeutet wurde. Er stellte die insulare Lage der britannischen Inseln fest und scheint das Material zu einem allgemeinen Aufriß der größern geliefert zu habeu. Er gab Nach­richt von der Lebensweise und der Abnahme der Vegetation im hohen Norden, von den Fundstätten des Bernsteins, von den Flutherscheinungen im nördlichen Meere und von den Erzählungen der Eingebornen über die äußersten Theile desselben. Das nördlichste Ende seiner Fahrt war jene Insel Thule, die man bald im westlichen Norwegen, bald in Island, bald in einer der Shetlandinseln gefunden zu haben glaubt, und deren nebelhafter Name eben so sehr verbreitet, als der Name ihres Entdeckers, des Vorläufers aller Nordpolfahrer, ver­schollen ist.

Weiteres Material ersten Ranges lieferte die von den Ptolemäern geför­derte Erforschung von Aethiopien. Man untersuchte das Nilthal südlich bis über Meroe hinaus, die Küsten des arabischen Meerbusens, später auch des Golfes von Aden. Unter den zahlreichen Vertretern dieser sür Handel und Wissenschaft gleich bedeutenden Unternehmungen zeichnete sich Philo aus, der nach Plinius im Dienste Ptolemäus' I. stand und ein Buch über seine See­fahrt nach Aethiopien herausgab. Eratosthenes und Hipparch benutzten seine Angaben über die Breite von Meroe und Ptolemais nach dem Zenithstande der Sonne in den genannten Städten und nach dem daselbst gefundenen Verhält­nisse des Gnomons zum Schatten. Syene war schon früher als direct auf dem Wendekreise gelegen betrachtet worden. Wie nun Pytheas die volle Bewohn­barkeit der gemäßigten Zone bis zum Polarkreise behauptet hatte, so sah man sich jetzt genöthigt, die Bewohntheit eines bedeutenden Theiles der heißen Zone anzunehmen, was bald zur vollkommenen Leugnung der Uubewohnbarkeit führte. Die physische Geographie nahm einen neuen Anlauf auf Grund dieser Ersah­rungen und der neuen Berichte über die Gezeiten, wie in zusammenfassender Betrachtung gewisser früher nur in Einzelbetrachtungen vorliegender Thatsachen. Der Lyder Xcmthus, der unter Artaxerxes I. lebte, hatte auf Spuren früheren Meeresbodens mitten in seinem Vaterlande hingewiesen. Wie sich das gescunmte Alterthum lebhaft für den merkwürdigen Nilstrom interessierte, hatte schon Herv- dot nach Hekatäus über dessen Landablagerung und Deltabildung gesprochen und die Ansicht vorgebracht, daß das Nilthal wohl ursprünglich ein Meerbusen wie der arabische gewesen sein könne. Die von Plato und Theopomp erwähnte Sage von der verschwundenen großen Insel Atlantis im fernen Westen und besonders die Eigenthümlichkeiten der Ammonsoase bestärkten den Gedanken an einen eingetretenen Wechsel von Festlandboden und Meeresspiegel. Die viel erörterte Frage über die gleichmäßige oder wechselnde Strömung der Meerengen,