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Gute Leute, schlechte Musikanten.
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Des Nordens Blond, des Südens Dunkel,

Dazwischen manchen Sterns Gefunkel,

Und zu des Adels Eleganz

Gesellet sich die Haute Finance.

Die Jugend geht mit munterm Schritt,

Das Alter geht so eben mit;

Es macht sich breit die Lebenslust,

Und Husten quält die kranke Brust (!)

Und mitten in den Menschen allen.

Wen siehst du rnh'gen Schrittes wallen?

Es svll nicht Spott und Ironie sein, wenn die Berathungen vor der Schlacht

bei Sedan geschildert werden:

Noch beugt der Führer Angesicht

Sich nieder auf die Karte dicht,

Noch fährt der Finger kreuz und quer

Mit Wenn und Aber hin und her;

Dann ist es Plötzlich still geworden.

Denn Moltke spricht: Wir gehn nach Norden.

Und also gleich ertönt das Wort:

Schwenkt rechts! durch die Colonnen fort,

Und rechts hinüber geht der Weg,

Bald wimmelt es auf Weg uud Steg u, f. w.

oder wenn Bismarck am Morgen nach Sedan dem patriotischen Leser vorge­führt wird:

Wer ists, der in der Frühe reitet, Deß Auge durch die Gegend gleitet? Stark ist der Mann, stark ist das Roß, Das er sich wählte als Genoß; Die Mütze deckt der Stirne Breite, Der Pallasch hängt ihm an der Seite, Hat den Revolver umgeschnallt, Der Hufschlag auf der Straße hallt. Kommt Morgenlüfte ihm entgegen. Ihm, der so weise wie verwegen Hat seines Volkes Loos gelenkt, ' Und die Geschicke eingerenkt (!) u. s. w.

Das ganze Gedicht ist in ähnlichem Tone gehalten, und der patriotische Zweck soll alle Mängel und schreienden Geschmacklosigkeiten der zwölf Gesänge decken. Dem Verfasser ist dieser Anspruch weiter nicht übel zu nehmen; daß sich aber Kritiker finden, die ihn gelten lassen und einem solchen Produete Werth und Be­deutung beimessen, das läßt uns mit Herrn Brandenburgs Prolog aufseufzen:

Noch manches Feld ist zu bestellen Und wartet rüstiger Gesellen, Noch liegt im Wege mancher Block, Noch auszuroden ist manch' Stock!