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Lichte erscheinen. Varzlav Brozik wnrde im Jahre 1852 in dem böhmischen Dorfe Trumoschna bei Pilsen geboren. Nachdem er eine schwere Jugend bei harter Arbeit verlebt, gelang es ihm, sich bis zur Prager Kunstakademie durchzukämpfen. Im Atelier des Professors Lausfer machte er seine ersten praktischen Studien. 1873 kam er nach München zu Piloty, bei welchem er zwei Jahre blieb, um dann nach Paris überzusiedeln, wo er 1877 jenes große Bild aus der böhmischen Geschichte vvlleudete und im „Salon" zur Ausstellung brachte. In der Composition ist es, trotz großer Mängel, schon wesentlich ruhiger und klarer als seine Erstlingsarbeit „Ottokars II. Abschied von den Seinen vor seinem letzten Auszuge in die Schlacht", mit welcher er 1874 in München debütierte.
Zwei griechische Maler aus der Schule Pilotys, Nieolaus Gysis und Nicolcms Lytras, schöpfen zwar ebenfalls ihre Motive aus der Heimat, aber sie hüten sich wohlweislich, an der großen Vergangenheit zu rühern, auf welche stolz zn sein sie doch weit größere Ursache hätten als die Herren Czechen auf die ihrige. Sie halten sich an das nationale Leben der Gegenwart, dem sie manch fesselndes Sittenbild abzugewinnen wissen. Gysis' „Griechische Kinderverlobung" ist ein gut componiertes Gemälde, kräftig und wahr in der Färbung und voll feinen, liebenswürdigen Humors. Bisweilen ruht auch ein schwermüthiger Hauch auf seiuen Bildern, der sie nur noch interessanter macht. Wo es gilt, weiß er aber auch sein Colvrit auf eine heitere Farbenseala zn stimmen, wie auf seinen Genrebildern aus dem baierischen Volksleben. Unter den letzteren zeichnet sich namentlich das „Eintreffen einer Siegesnachricht in einem baierischen Städtchen" durch lebendige Schilderung des Vorgangs aus. Sein Landsmann Lytras hat sich besonders durch gut beobachtete, charakteristische Genrebilder aus dem Leben der griechischen Schiffer, Fischer und Seeräuber hervorgethan.
Berlin. Adolf Rosenberg.
Literatur.
Geschichte Baierns. Von S. Riezler. Zweiter Band, Gotha. Perthes, 1880.
Nicht als die geringste unter den Festgaben zum Wittelsbacher Jubiläum hat Riezler den zweiten Band seiner trefflichen Geschichte Baierns dargebracht. Derselbe begreift den Zeitraum von 1180 bis 1347, d. h. von der Belehnung des ersten Wittelsbachers mit dem Herzogthum bis zum Tode Kaiser Ludwigs des Baiern, den Zeitraum, wo unter dem zerbröckelnden Bau der nationalen Einheit die tief im deutschen Blute steckenden particularistischen Neigungen wieder die Ober-