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Die Geschichte des Kölner Domes : zum 15. October 1880.
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war, vb sie die eigentlichen Gruudzüge, insbesondere die Fünfschiffigkeit von Krenz- nnd Langhaus betrafen, das bleibt immer wieder die Frage.

Eines ist sicher: Wenn dem Ban des ganzen Domes ein einheitlich in den Jahren 1247 oder 1248 entstandener Plan zu Grnude lag, so erlitt derselbe doch iu vieler Beziehung, wenn nicht auch in seinen Grundzügen, im Laufe der Zeit Modificationen, die den sich verändernden Stilprincipien entsprechen. Der Plan ist mit dem Weiterschreiten des Domes gewachsen und weiter entwickelt worden. Die Originalpläne, die wir heute besitzen, sind jedenfalls von deu Plänen, die 1247 und 1248 entworfen wurden, verschieden. An der Bildung des Einzelnen lassen sich sehr deutlich die verschiedenen Epochen der Bau- fuhrung unterscheiden, insbesondere bei den Pfeilern, den Strebebogen, den Ornameuten. Der Plan der Fac/ade und der Thürme, deren System wesentlich von dem der übrigen Theile abweicht, muß frühestens im 14. Jahrhundert nach den damaligen Bauprineipien entworfen und, wenn ein älterer Plan existierte, au dessen Stelle gesetzt worden sein. Eine so cousequente Durchführung des Vertiealismus, der rein verticalen Gliederung, wie wir sie bei Fayaden und Thürmeu finden, war nnr in der Spätgothik, nicht vor dem 14. Jahrhundert möglich.

Schließlich ist es auch kaum zu bezweifeln, daß ein Plan aus der Mitte des 13. Jahrhunderts sich nicht mit unsern heutigen, vollkommen ausge­führten Plänen vergleichen läßt, sondern sich wohl ans einfache Andeutung der Gruudzüge beschränkte, wobei dann einer späteren Ausführung viel freier Spielraum blieb; vielleicht wurde zunächst bloß ein einfacher Grundriß entwor­fen. Einer der größten praktischen Kenner gothischer Baukunst, Oberbaurath Schmidt in Wien, ist zu der Ueberzeugung gelangt, das man im 13. Jahr­hundertPläne, wie wir sie gegenwärtig anfertigen, gar nicht gekannt" und erst im 14. oder 15. Jahrhundert angefangen habe, Planzeichnungen auf Pergament auszuführen. Und diese waren, wie die in Straßburg, Wien und anderwärts ausgefundenen beweisen, nach unseren Begriffen sehr unvollkommen. Das also ist gewiß, ein Plan des ganzen Domes aus den Jahren 1247 und 48 war jedenfalls kein fix und fertiger.

Wer, das ist nun die nächste Frage, wer war der Schöpfer des Planes sei es nun von dem Entwürfe des Ganzen oder bloß von dem Plane des Chores -- und, was damit zusammenfällt, wer war der erste Dombaumeister? Auch hierüber schwankte man lange. Einige dachten an keinen Geringeren als an den großen Gelehrten Albertus Mngnns (Albert von Bollstädt), der von 124960 im Dominikanerkloster in Köln lebte. Dieser besaß vielleicht architektonische Kenntnisse, aber jedenfalls war der gelehrte, literarisch productive Mann kein praktischer Künstler und Techniker, und ein solcher gehörte doch zn