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Die neue Eidesformel.
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keit zu belügen, nicht ohne eine die Person selbst in ihrer Ehre empfindlich treffende Strafe hingehen läßt, man sollte meinen, daß durch nichts so sehr und so sicher unser Volk znr Wahrhaftigkeit erzogen werdeil könnte als dnrch ein solches Verfahren von Seiteu des Staates, zumal wenn Schnle und Kirche dies Ziel als eins ihrer hauptsächlichsten gleichzeitig mit aller Energie zu er­reichen strebten.

Jedenfalls mochten wir glauben, daß auch in Bezug aus den Eid uud die Maßnahmen, welche dazu dienen sollen, die Menschen an die Wahrheit uud Treue ihres Wortes zu binden, die Gesetzgebung noch nicht das letzte Worte gesprochen hat, und wenu nicht heute und morgen, so wird man doch früher oder später eiumal iu Erwägung ziehen müßen, ob es nicht gerathen sei, Maßregeln ganz zu unterlassen, deren Werth zweifelhaft ist und bei deren Anweudnng eiue Gleichheit vor dem Gesetz sich erwiesenermaßen nun einmal nicht herstellen läßt, wenn mau sich nicht allerlei Gewissensbedrückungen will zu schulde» kommen lassen. Der Eid verhindert nicht, daß Meineide geschworen und falsche Urtheile von den Gerichten abgegeben werden; ein Wegfallen des Eides aber würde eine geordnete und ihrer Aufgabe genügende Rechtspflege gewiß nicht unmöglich inachen.

Die Geschichte des Kölner Domes.

Zum IS. October 1330. von Friedrich Goelcr von Navensburg.

Es ist eiu schöues, interessantes Kapitel Kunst- und Culturgeschichte, das am 14. August 1880 seinen Abschluß gefunden, außerordentlich ist es und eigenartig wie das große Werk selbst, vou dem es handelt, das Kapitel vom Kölner Dom bau. Heute, wo wir bewundernd vor dem vollendeten Werke stehen, ist unser Interesse ihm doppelt lebhaft zugewandt. Was geworden ist, steht vor uns in Größe und Herrlichkeit. So wollen wir sehen, wie es geworden.

Die meisten unserer großen mittelalterlichen Dome und Müuster find dadurch entstanden, daß ältere, bescheidenere Bauten der wachsenden Macht und dem wachsenden Ansehen der Kirche, der Zunahme-der Wallfahrten und des Reliquien- mltus, dem steigenden Reichthum der Bischöfe, der geistlichen Kapitel uud der Städte nicht mehr genügten und deshalb durch theilweise oder gänzliche Neu- bcmteu in großartigem Stile ersetzt wurden. So war es auch iu Köln. Zwar