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Dr. Hasse und die Gymnasien : ein Beitrag zur Ueberbürdungsfrage.
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unserer heutigen männlichen Jugend auf den Gymnasien, namentlich den huma­nistischen Gymnasien, mit häuslicher Arbeit ist eine von ihnen. Sie steht nicht in letzter Reihe." Dieselben Anklagen hat dann Dr. Hasse noch kürzlich auf der Versammlung deutscher Irrenärzte zu Eisenach am 3. August wiederholt, und ans Grund seines Vortrages erkannte die Versammlungin der Ueberbürdung der Jugend mit Schularbeiten an den Gymnasien und höheren Töchterschulen und in der dadurch gesteigerten Nervosität, die später leicht zu geistigen Krank­heiten führen könne, eine große Gefahr" und wählte eine Commission zur ein­gehenden Prüfung der Frage und Berichterstattung darüber in der nächsten Versammlung (Augsb. Allg. Ztg. vom 7. Aug. 1880). Und auch hiermit noch nicht zufrieden, wird Dr. Haffe, wie er in Nr. 220 derBraunschweigischen Anzeigen" mittheilt, in einer der nächsten Numern derGartenlaube" nochmals seine Ansichten darlegen und so seine Agitation mit einem Appell an die Massen der sogenannten gebildeten Welt fortsetzen. ,

Ohne Zweifel wird der Hassische Artikel in dem vielgelesenen Journale die gewünschte Wirkung hervorrufen. Tausende und aber Tausende von den zahllosen Lesern und Leserinnen dieses Blattes werden voll edlen Unwillens auf Lehranstalten blicken, in denen die deutsche Jugend der Gefahr der nervösen Ueberreizung, der geistigen Störung, des Irrsinns preisgeben wird, und es kann kaum anders kommen, als daß alle die Männer, die zur Weiterführung so verderblicher Irrthümer die Hand bieten, vor einem guten Theile der deutschen Nation nicht als das, was sie in ihrer größeren Zahl doch Gott Lob in Wahrheit sind, als sorgsame und kundige Freunde der Jugend, sondern als verblendete, engherzige, pedantische, wenn nicht gar als gewissenlose Schultyrcmnen und Verderber des heranwachsenden Geschlechtes dastehen, daß die heranwachsenden Jünglinge, wenn sie, wie es nicht ausbleiben kann, von den dem Gymnasium gemachten Vorwürfen hören, sich selbst als die Opfer pädagogischer Verkehrtheit betrachten und den Respect vor ihren Lehrern, die Liebe zu ihren Studien, die Begeisterung für die ihnen vorgehaltenen Ideale verlieren, daß endlich das ganze Werk der Gymnasialerziehung, das ja nur dann zu voller Blüthe und Entfaltung gedeihen kann, wenn die Bestrebungen der Leiter und Lehrer vom öffentlichen Vertrauen getragen werden, in nicht geringem Maße verkümmert und geschädigt wird.

Unter diesen Umständen ist es wohl nicht unberechtigt, wenn ein Schulmann, der fast seit zwei Decennien mit der Gymnasialjugend verkehrt und gerade in diesem Verkehr eine unversiegbare Quelle der Freude und Befriedigung ge­funden hat, der auch von sich behaupten darf, daß er nicht ein voreingenommener Lobredner der hergebrachten Praxis ist, den Bestrebungen des Herrn Dr. Hasse in offenem und ehrlichem Kampfe entgegentritt und, wie er es schon in der