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ist), wo er gleichsam referirend verfährt, wird durch den köstlichen Humor, der ihin eigen ist, bewirkt. Durch seinen Humor wird Keller in die Reihe der ersten humoristischen Dichter gestellt; auf ihn trifft Jean Pauls Charakteristik, daß Humor Lachen unter Thränen sei, genau so weit zu, als der Humor unseres Dichters tief aus dem Gemüthe quillt und den innersten Antheil, ja das innigste Mitleid an der verspotteten Thorheit und tragischen Beschränktheit der Menschen- natnr zur Voraussetzung hat. Daneben fehlt ihm auch der derbe, lustige Mutterwitz nicht, der über eine wirkliche Carrieatur selbst ausgelassen lachen mag und das Lachen der Andern herausfordert. Und doch ist unseres Dichters Humor keineswegs der Todfeiud des wirklich Erhabenen, denn er streift die Kehrseite des letzteren kaum hie und da mit flüchtigem Blitz und wird immer im rechten Augenblicke vom tiefsten Ernst und der schlicht sich an die Erscheinung hingebenden Wärme abgelöst. Ja, die Mischung von Humor und Tragik, von überlegenem Spott des Dichters über die Gebrechlichkeit des Weltwesens und der Menschennatur uud die tief ergreifende und erschütternde Darstellung der leuchtenden besten Seiten eben dieser Natur hat in der That etwas, was an Shakespeare gemahnt. Im Erstlingsroman ist diese Mischung noch nicht überall gleich glücklich; gewisse Tiefen des Lebens haben sich dem Dichter noch nicht erschlossen. Aber sie ist vorhanden und von mächtiger Wirkung. Es wird einst eine Aufgabe für die eingehende Kritik sein, zn welcher dieser Dichter wie wenige herausfordert, die Anfänge, die Keime aller seiner späteren Eigenthümlichkeiten und Vorzüge im „Grünen Heinrich" nachzuweisen. Mit vollem Antheil harren wir des Abschlusses der Neubearbeitung und überblicken inzwischen die Reihe der Schöpfungen Kellers, die zwischen die erste Niederschrift seines Romans und die neue Ausgabe desselben fallen, Schöpfungen, welche den Erfindungsreichthum, die Phantasie wie die Gestaltungskraft des Dichters ins hellste Licht setzen.
Die Ausstellung kunstgewerblicher Alterthümer in Düsseldorf.
Auch die eifrigsten Förderer der modernen Bestrebungen auf dem Gebiete des Kunstgewerbes werden es nicht leugnen, daß die so schnell in Fluß gekommene, von so lebhaftem Enthusiasmus getragene Bewegung auch manche Ueber-