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Giuseppe Parini.
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ihn: sein Gönner Firnüan 1765 verschaffte und in der er sich durch seinen zün­denden Vortrag die allgemeinste Sympathie erwarb, gewährte ihm doch nicht die Mittel, sich seinen Lebensabend angenehm und sorgenfrei zu gestalten. Als Leopold II. einst während seiner Anwesenheit in Mailand einen würdigen Greis bemerkte, der auf seinen Stock gestützt sich mühsam auf der Straße hinschleppte, und auf seine Frage erfuhr, daß es der berühmte Parini sei, soll er angeordnet haben, daß man seinen Gehalt aufbessere, um ihm die Benutzung eines Wagens zu ermöglichen; der Befehl kam nicht zur Ausführung, und der arme schwache Greis war gezwungen, nach wie vor zn Fnß zu gehen und dem Pöbel, wenn er im Straßenkoth ausglitt, zum Gelächter zu dienen, wie er es selbst in einem I^s. e^äut!,. betitelten Gedichte rührend ausführt.Dein Vers," so klagt er daselbst,

Dem Vers, den Alle loben,

Hat dir nicht einmal einen schlechten Wagen,

Der vor des Sturmes Toben

Dich an dem Kreuzweg schütze, eingetragen.

In einem städtischen Amte, in das er unter der französischen Herrschast gewählt wurde, vermochte er, demokratischem Uebermuth uud Unbestand abhold, wenig Befriedigung zu finden. Als er eines Tages, so wird erzählt, in einem Aiuts- lvcal die Beseitigung eines früher daselbst befindlichen Crucifixes bemerkte, rief er mit Bitterkeit aus:Was habt ihr denn mit dem Bürger Christus gemacht?" und als er einst aufgefordert wurde, in den Ruf:Es lebe die Freiheit, Tod den Aristokraten!" einzustimmen, hatte er die kühne Entgegnung:Es lebe die Freiheit, Tod Niemandem!" Schon nach kurzem zog er sich von der öffent­lichen Thätigkeit zurück, indem er den bezogenen Gehalt an die Armen vertheilen ließ. Den Rest seines Lebens widmete er seinen Studien und dem Umgange mit wenigen Freunden und starb am 13. August 1799 klaren Geistes, nachdem er noch in den letzten Tagen in Gesellschaft einiger Vertrauten der Leetüre des Euripides und des Plutarch obgelegen hatte.

Es wäre in hohem Grade zu wünschen, daß wenigstens das Hauptwerk des Dichters auch in Deutschland durch eine würdige Übertragung bekannt würde, die meines Wissens noch fehlt, obgleich die deutsche Uebersetzungskunst auf dem Gebiete der italienischen Literatur seit Jahren besondere Geschäftigkeit entwickelt.

Rom. Paul Schönfeld.