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Giuseppe Parini.
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kehren.Nicht aus, Exeellenz," so ruft er, als dieselbe der Verwesung anheim­gefallen;die Zunge der Poeten geht stets am letzten zu Grunde. Glücklich ihr, wenn ihr da droben einen gefunden hättet, der es gewagt hätte, euch nur ein einziges Mal als Thoren zn behandeln! Wenn ich wieder auferstehen könnte, so möcht' ich vor allem ein rechtschaffener Mensch sein, demnächst gesund, dann geistig begabt, weiterhin reich, und zuletzt, wenn nichts mehr zu wünschen übrig, könute mir vielleicht aus Uebcrsättigung der Wunsch kommen adlich zu sein, in dem Sinne, den das Wort beim großen Haufen hat."

Ueber die lyrischen Dichtungen, deren Parini während seines langen Lebens, eine stattliche Anzahl producirte, können wir schneller hinweggehen, da sie von secnndärer Bedeutnng sind. Die geringe Anregung, welche Zeit und Umgebung ihm für diese Sphäre poetischen Schaffens darboten, mag mit der Grund sein, daß er hier nichts Außerordentliches leistete, obwohl sich seine Lyrik immerhin von der großen Masse jener leeren Reimereien, die das Zeitalter überschwemmten, vortheilhaft unterscheidet. Aber auch seine Begabung bestimmte ihn nicht eigent­lich für das lyrische Gebiet. Bei männlichem Ernst, edler Gesinnung und einer oft großen Kraft und Präcision des an den besten Mustern geschulten Aus­drucks überwiegt in seinenOden" die Reflexion den unmittelbaren Erguß des Gefühls, und ein wirkliches Lied ist ihm nie gelungen.Die Botschaft",Die Gefahr" und eine ApostropheAn die Muse" gelten in Italien für die besten seiner lyrischen Dichtungen. Auch innerhalb dieses Gebietes verfolgt Parini übrigens den Zweck, veredelnd auf die Sitten der Nation zu wirken, wie er z. B. in dem GedichteAn Silvia" gegen die französische Mode der rods Z. la ssviillotwö scharf zu Felde zieht.

Das, was Parini als Satiriker groß macht, ist außer seiner originellen Darstellung sein durchaus lauterer Charakter, der sich nirgends von dem Krank­heitsstoffe einer entarteten Umgebung inficirt zeigt, wie es bei Horaz und fran­zösischen Satirikern so häufig der Fall ist. Der tiefe sittliche Ernst, die Ten­denz, durch Spott das Zeitalter zum Besseren zurückzuführen, erinnern lebhaft an jene herben Wahrheiten, die Aristophanes in der Form des Witzes dem seinem Verfalle entgegensteuernden Athen entgegenhielt. Bei Parini deckt sich der Mensch mit dem Dichter, und daraus erklärt sich seine große Wirkung auf die Zeitgenossen. Makellos steht sein Bild als Mensch da. Seine Treue und Aus­opferung als Freund, seine Verehrnng für edle und geistvolle Frauen, die ihm, dem Abbate, bis zum Alter eigen war, seine Zuneigung zu der Kinderwelt werden von denen, die ihn kannten, rühmend hervorgehoben. Fern von Au- maßuug und Ueberhebung, aber gleich fern davon, seine Ueberzeugungen per­sönlichen Interessen zu opfern, brachte er es nie zu einem auch unr behaglichen äußeren Lebeu. Seine Stellung als Professor der schönen Wissenschaften, die