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Giuseppe Parini.
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gewann er damit die Gunst des damaligen Gouverneurs der lombardischen Provinzen, des Grafen Firmian, der sich dahin aussprach, daß etwas Zeitge­mäßeres gar nicht habe geschrieben werden können.

Da Parini den strengsten Maßstab an seine Productiouen legte*) uud sich im Ausfeilen des Einzelnen nicht genug thun konnte Zeugniß dafür sind die zahlreichen Varianten, die in der von Reina besorgten Ausgabe unterm Text zusammengestellt sind so schritt die Vollendung des Gedichts nur laugsam vorwärts. Von den übrigen Gesängen, deren Zahl, wie aus der Vorrede uud dem Eingänge der ersten Abtheilung hervorgeht, der ursprünglichen Absicht des Dichters nach sich auf drei beschränken sollte, trat der zweite,Der Mittag", 1765 mit gleichem Erfolg wie der erste an die Öffentlichkeit. Schneidende Ironie ergießt sich auch hier über den sittlichen und geistigen Verfall der aristo­kratischen Kreise, die diesmal bei einem glänzenden Gastmahl vorgeführt werden. Drastisch ist auch hier der Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart: einst trübte Eifersucht das Glück der Ehen, Gift und Dolch wütheten; jetzt werden die Ehen geschlossen mit Rücksicht auf Gold uud Herkunft, dem kalten Gatten vereint sich die kalte Juugfrau, zufrieden mit seiner Gleichgiltigkeit uud sich freuend auf die schone Welt, die ihr nnn ganz offen steht. Italien lacht heute über die Eisersucht, um deretwilleu es vormals selbst verlacht wnrde; so sehr vermochte ein einziges Menschenalter die Gemüther umzuwandeln! Allerliebst und nicht bloß für jene Zeit geschrieben sind die Anweisungen, die dem Heldeu gegeben werden, um in der Conversation zn glänzen.Hast du am Tage irgend etwas gelesen, wovon du Ruhm erhoffeu kannst, so bring' es an; wie ein Jäger, der seine Bente verfolgt und umstellt, bis sie ins Netz fällt, so wende du weise des Anderen Rede, bis du deinen neuen Schatz an den Mann bringen kannst. Lausche den Anderen ihre Redeweise ab und wiederhole laut ihre Aussprache, damit es scheine, als seien sie dir entsprungen. Auch vou dem Poeten, der durch deine Gunst mit anwesend ist, fürchte keine Satire über deiue Aeuße­rungen; ihr habt ihu erhöht zur erhabenen Tafel, Apoll und den Musen zum Trotze in den heiligen Chor der Sänger anfgenommen; er macht aus der Tafel seinen Pindus, und wehe ihm, wenn er daraus verjagt würde: er konnte ja nicht mehr im Dienste seines Herrn singen."

Der Abend" undDie Nacht", die erst nach dem Tode des Dichters er­schienen, sind beide nicht völlig zu Eude geführt. Die Corsvfahrt bildet den Stoff für den ersteren Abschnitt, für den anderen eine Soiree, welcher der Poet

Die Andern," so sagte er als Siebzigjähriger,loben meine Sachen, Ich kann sie nicht loben. Jetzt, da ich alt bin, weiß ich, was schön ist; könnte ich mich um dreißig Jahre verjüngen, so würde ich vielleicht Sachen schreibe», die des italienischen Namens nicht unwürdig wären."