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Die Präsidentschafts-Candidaten in der Nordamerikanischen Union.
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fährdete. Von der kaum angebahnten Reform im öffentlichen Aemterwesen würde keine Rede mehr sein, der beutelustige Süden würde sich mit Heißhunger an die Staatskrippe drängen, der Papiergeldschwindel würde von neuem be­ginnen, kurz, eine verderbenschwangere Reaetionsperiode würde ihren Anfang nehmen.

Die Frage, welche von den beiden sich einander bekämpfenden Parteien im gegenwärtigen Wahlkampfe die meisten Aussichten auf Sieg hat, ist schwer in zufriedenstellender Weise zu beantworten. Die Südstaaten stimmen sicher in ge­schlossener Phalanx für Hancock und die Demokratie, die große Mehrzahl der Nordstaaten dagegen ist zu Gunsten der republikanischen Partei und Garfields. Der Schwerpunkt liegt wahrscheinlich in den drei Staaten New-York, Jndiana und Illinois; stimmen diese drei Staaten für Hancock, so siegen die Demokraten, stimmen aber New-York und Jndiana, oder New-Aork und Illinois für Gar- field, so siegen die Republikaner. Um Jndiana zu gewinnen, nominirten die Demokraten William H. English, dessen politische Vergangenheit an die trau­rigsten Zeiten der Sclavereikämpfe erinnert, zum Vice-Präsidenten; um die Elektoralstimmen New-Yorks zu erhalten, ernannten die Republikaner den Grant­mann Ehester A. Arthur für das Vice-Präsidentencunt. Die beiden Hauptcan- didaten, Garfield und Hancock, halten sich nahezu die Wage; aber wie sehr sich auch die demokratische Partei bemüht, Mängel und Flecken an Garfields Vor­leben und Charakter zu entdecken und nachzuweisen, so bleiben die Popularität und die allgemeine Achtung, welche der Norden ihm entgegenbringt, doch nner- schüttert, und er dürfte unter dem moralischen Beistande der Hayes-Administra- tion und wegen seiner unleugbaren staatsmännischen Fähigkeiten, durch die er Hancock überragt, schließlich doch uach hartem Kampfe als Sieger aus der Wahlurne hervorgehen. R. D.

Vom deutschen Unterrichte und von deutscher Bildung.

Der Deutsche, der seit lange gewohnt ist, nur das zu schätzen, was recht ..weit her" ist, wird auch im Bildungsleben noch geraume Zeit nöthig haben, bis er sich von den falsch verstandenen und falschen Bildungsidealen früherer Jahrhunderte befreit haben wird, die zu Zeiten wie ein drückender Alp auf mancher redlich suchenden Seele gelastet und die freie Entwicklung unserer volks- thümlichen Eigenart gestört und gehemmt haben. Noch arbeiten Viele, denen