Beitrag 
Die Entstehung des belgischen Staates.
Seite
93
Einzelbild herunterladen
 

93

strengen Preßgesetze, welches den Abgeordneten mn 11. December 1829 vorge­legt wurde. Die königliche Botschaft, welche dieses Gesetz begleitete, führte, in­dem sie die persönliche Meinung des Monarchen aussprach, eine drohende Sprache.Mitten im Frieden nach außen hiu und der Ruhe im Innern, im Schoße gedeihlicher Entwicklung so vieler Gewerbszweige, nnter der Herrschaft maßvoller Gesetze und der politischen und bürgerlichen Freiheit sehen wir eine kleine Zahl unserer Unterthauen, verleitet durch Uebertreibung und aufgeregt durch das Emporschäumen Uebelgesinnter, alle diese Wohlthaten verkennen uud sich in der gefährlichsten und schmählichsten Weise gegen die Regierung, die Ge­setze uud meiue väterliche» Absichten auflehnen. Die Frechheit der Presse, dieser Presse, der wir die Freiheit mit weniger Beschränkungen als in einem anderen Lande zu sicher» gewünscht Hütten, hat unglücklicherweise nur zn sehr beigetragen, Unruhe, Uneinigkeit und Mißtrauen auszusäen und Lehren zu verbreiten, welche die socialen Einrichtungen, wie auch die Form der Staatsverwaltung beschaffen sei, umzustürzen geeignet, ganz und gar der Regierung der Niederlande, die durch das Grundgesetz begründet ist, feindlich und ebenso feindlich den Rechten unseres Hauses find, die wir niemals in unbeschränkter Weise auszuüben, sondern aus eigener Entschließung so weit zu begrenzen bestrebt waren, als wir es für ver­einbar mit dauernder Wohlfahrt, mit den Sitten und dem Charakter der Nation hielten." Die Katholiken, so äußerte der König, allerdings nicht ohne einigen Grnnd, suchten den Staat zu unterwühle», und die Liberalen seien nichts als Werkzeuge der Priester. Er habe die Verfassung als Gescheuk verliehen uud werde gegen weitergehende Forderungen die Festigkeit zeigen, mit welcher seine Vorfahren alle Empörungen besiegt hätten. Nachgiebigkeit gegen ungebührliche Zumuthungen oder gegen die Schmähungen einer ungestümen Wuth habe mau von ihm nicht zu erwarten. Er war persönlich gereizt; denn nicht genug, daß man selbst in der Kammer auf seine Liebe zum Gelde und seine Betheiligung an Bank- und Handelsgeschäften angespielt hatte, waren auch über den Thron­erben sehr wenig saubere Nachrede» im Umlaufe.

Am 2. Juui 1830 wurden die Generalstaaten entlassen und den belgischen Mitgliedern abermals Vorwürfe mit ans den Weg gegeben. Die Verfolgung der Presse, die Absetzung freisinniger Beamten und ähnliche harte Maßregeln, deren Seele der Justizmiuister van Macmeu war, steigerten sich uud erhitzten die Gemüther noch mehr. Eine Explosion war nur noch eine Frage der Zeit. Mit der frauzösischen Julirevolution erschien der Moment, wo der aufgehänfte Zündstoff den Druck zersprengen mußte, der auf dem Laude lastete. Doch kam es nicht sofort dazu, obwohl französische Agenten ihr Möglichstes dafür thaten. Erst in der Nacht des 25. August brach iu Brüssel nach einer Vorstellung der Stummen von Portici ein Aufstand aus, der sich rasch über andere Städte