— 270 —
Politik zu durchkreuzen, welche die Vereinigten Staaten in Bezug auf interoceanische Canäle gegenwärtig zu befolgen gedenken. Darum soll der besagte Vertrag aufgehoben und der nordamerikanischen Union das ausschließliche Protectorat über den etwa zu bauenden centralamerikanischen Canal vindicirt werden. Außerdem sind in jüngster Zeit von amerikanischen Fachmännern gegen den Panama-Canal von nautischem Standpunkte aus schwere Bedenken wegen der dort herrschenden, nur mit heftigen Stürmen abwechselnden Windstille erhoben worden. R. D,
Annette von Droste-LMshoff.
von H. Iacoby. (Schluß.)
Welche Beziehungen der Welt spiegelten sich in dem tiefen und reichen Gemüthe Annettes nnd wie wirkten sie auf dasselbe? — Diese Frage suchen wir jetzt zunächst zu beantworten.
Daß politische und nationale Interessen die Dichterin wenig bewegten, ist leicht begreiflich. Ihr reiferes Leben hat in einer Zeit seinen Anfang genommen, wo nach Jahrzehnten fieberhafter Erregungen und weitgreifender Umwälzungen die Interessen des deutschen Volkes von dem staatlichen Gebiete auf das ausschließlich literarische und künstlerische abgelenkt wurden, und der Tod ereilte sie zwei Monate nach dem Ausbruche der Revolution. Sie hörte noch ihr Brausen von ferne und schreckte vor ihm zurück. Von einer Demagogie, welche von den ewigen Autoritäten, von den himmlischen Heiligthümern sich losgesagt hatte, konnte sie das Heil des Vaterlandes nicht erwarten.
Aber wenn auch nicht dem öffentlichen Leben zugewandt, das in so schwachen Pulsen schlug, hatte sie doch vielleicht ein lebhaftes Vaterlandsgefühl? Wir haben keinen Grund, es zu bezweifeln. Zwar tritt es in ihren Gedichten nicht hervor, wohl aber zeigt sich hier die innigste und wärmste Liebe zu ihrer westfälischen Heimat, für die sie in dem Gedichte „Ungastlich oder nicht" mit treuem Herzen eingetreten ist. Und diese Heimatsliebe trägt einen universellen Charakter, sie ist frei von localer Enge. Es ist der Werth der Heimat überhaupt, den sie in ihrem besonderen Heimatsbewnßtsein erkennt und pflegt, und so schließt denn auch das genannte Gedicht mit den Worten: