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verblieb Brauu allein als redigirender Seeretär, uud Abekeu trat ihn, als Assistent und Unterbibliothekar zur Seite, so daß nun Gerhards früherer Wunsch zur Ausführung kam, die Geschäftsleitung in einer Hand vereinigt zu sehen. In den von Bunsen abgefaßten sogenannten Berner Artikeln vom 29. März 1841 fand diese Resorm ihre Bestätigung, und sechzehn Jahre lang blieb Braun der alleinige Leiter des Instituts.
Die fortdauernde Finanznoth fand endlich, nachdem der Druck der Annalen für 1841 aus Geldmangel hatte sistirt werden müssen und trotz persönlichen Zuschüssen Luynes' und Gerhards zwischen dem letzteren und Braun ernstlich die Schließung des Instituts iu Erwägung gezogen war, eine wirksame Abhilfe durch die Liberalität des preußischen Königs, der auf Bunsens Ansuchen durch eine Cabinetsordre vom 7. Januar 1842 tausend Thaler bewilligte und für die nächsten sechs Jahre einen Zuschuß von je 800 Thalern versprach. Die letzteren wurden zur Besoldung des Secretärs bestimmt, dessen Bestätigung sich dafür der König in jedem Erledigungsfalle vorbehielt. Im März 1845 wurde uuter der gleichen Bedingung auch der Gehalt des Untersecretürs mit 540 Thalern für das Triennium 1845—47 von der preußischen Regierung übernommen.
Dennoch würde bei dem Sinken der Abonnentenzahl auch dies kaum ausgereicht haben, das Institut vor neuer Noth zu schützen, wenn nicht die Muni- fieenz des Herzogs von Luynes, der schon das Pariser Hest von 1841 ganz auf eigene Kosten hatte herstellen lassen, wiederum mit der des fürstlichen Pro- tectors in Wetteifer getreten wäre. Es war wie eine Neugründung des Instituts, als er im April 1846 sich bereit erklärte, den in jedem zweiten Jahre in Paris herzustellenden Band gänzlich auf sein Conto zu nehmen. Noch nie hatte das Institut so ohne Sorgen in die Zukunft blicken, so ungetheilt sich der wissenschaftlichen Arbeit widmen können-
Daß die letztere einen glänzenden Aufschwung nahm, war hauptsächlich das Verdienst Brauns und des einzig dastehenden Eifers und Geschicks, mit welchem er den mannigfaltigsten Geschäften gerecht zu werden und ausgedehnte Verbindungen anzuknüpfen wußte. Wie einst Gerhard, so wußte auch er mit den Italienern iu ihrer Weise umzugehen, uud wie jener war er überall bekannt, geachtet und geliebt. Aus allen Theilen Italiens liefen Nachrichten und Beiträge für das VMsttmo ein. Wenn der wissenschaftliche Werth der letzteren in manchem Falle es nöthig machte, sie „den Schätzen des Archivs einzuverleiben", wie es in der höflichen Ausdrucksweise des Institutes hieß, so war der sachliche Gewinn einer ausgedehnten Correspondenz nicht gering, und Namen wie Borghesi, Canina, Avellino, Fwrelli, Minervini, Cavallari, Cavedoni, Lopez u. v. a. zeigen, daß die besten Kräfte dem Institute zur Verfügung standen. Der Stoff strömte in immer reicherer Fülle zu. Etrurien schien unerschöpflich.