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Zum Kirchenstreit in Baden.
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sein dauernder Bestand dadurch gesichert werde. Ein baldiger neuer Bruch des Friedens würde für den Staat wie für die Kirche ein viel größeres Unglück sein als die Fortdauer des gegenwärtigen Kriegszustandes.

Die Commission der zweiten Kammer hat, unter Zustimmung der gemäßigt liberalen Elemente, die Zurückweisung des Antrages beschlossen, sie zeigt aber in der Begründung des Antrages zugleich, in welcher Weise sie die Amendirung des Gesetzentwurfes bewerkstelligt haben möchte. Nach ihrer Ansicht soll die Anwohnung eines landesherrlichen Commissärs bei der theologischen Fachprüfung und überhaupt jede besondere Prüfung der Ccmdidaten der Theologie wegfallen, die allgemeine wissenschaftliche Vorbildung aber auf das Maß des Nachweises beschränkt werden, welche verordnungsmüßig für die durch Universitätsstudien zu erwerbende Berechtigung zu öffentlichen Aemtern !c. vorgeschrieben ist. Damit würde der Stein des Anstoßes beseitigt, die Trennung zwischen Staat und Kirche vollendet werden. Vor allem aber konnte dieser Ausgleich niemals von dem Bisthumsverweser als ein erster Schritt staatlichen Entgegenkommens ange­sehen werde:?, sondern es wäre klar, daß, wenn der Staat sich jedes erziehliche:: Einflusses auf die Kirche begiebt, er sich denselben auf die Schule um so ener­gischer wahren müßte. Von einer Auslieferung der Schule an die Kirche könnte nach jenem Schritte nie mehr die Rede sein. Es ist die Frage, ob das jetzige Ministerium diesen Ausgleichsvorschlag nach aufnehmen kam, denn seine Tage sind allem Anscheine nach gezählt. Wenn aber ein Ausgleich zwischen Staat und Kirche bei uns erfolgen soll, so dürfte das allein auf diese scharf trennende Weise möglich sein.

Karlsruhe, am 7. Februar 1880.

politische Briefe.

Die europäische Schachpartie.

Unser letzter Brief über Deutschlands neues Militärseptennat hat vielseitige Beachtung gefunden, u. a. in Wien, London und Paris. DieTimes" hat sich zwei Mal damit beschäftigt. Das City-Blatt erklärt, geringen Glauben zu haben an künstliche Pläne, Gemeinwesen, die bis an die Zähne gewaffnet sind, den Frieden aufzulegen. Nichtsdestoweniger bezeugt es seiue Genugthuung, daß Englands legitimer Einfluß iu Europa deutscherseits anerkannt werde.

Was uns betrifft, so hatten wir nicht die Absicht, England einzuladen,