Beitrag 
Zum Kirchenstreit in Baden.
Seite
297
Einzelbild herunterladen
 

- 29? -

Zum Kirchenstreit in Baden.

Während in Preußen nach den Erklärungen des Abgeordneten Windt- horst bei der Berathung des Cultusetats und mehr noch nach der Aeußerung des Cultusministers v. Puttkamer der Abschluß des Friedens zwischen Staat und Kirche mehr denn je in die Ferne gerückt zu sein scheint, und zwar, trotz der friedlichen Bereitwilligkeit des Staates, in die Ferne gerückt durch die Un- nachgiebigkeit der römischen Curie, ist in Baden mit der Curie ein Ausgleich angebahnt worden, der in dem Augenblicke, als der darauf bezügliche Gesetz­entwurf bekannt wurde, fast von allen Seiten schon als nahezu besiegelt be­zeichnet wurde. Kaum war der Präsident des Ministeriums des Innern mit der Examenvorlage an die Öffentlichkeit getreten, als in der gesammten badischen Presse und in den hervorragendsten liberalen Blättern der benachbarten deutschen Staaten Besprechungen dieses Gesetzentwurfes erschienen, welche denselben in der freundlichsten und anerkennendsten Weise behandelten und besonders den Umstand betonten, daß die Vorverhandlungen und die unter Zustimmung der Freiburger Curie aufgestellten Vorbedingungen der Art seien, daß die Rechte des Staates dadurch in jeder ausstellbaren Beziehung gewahrt würden. Auch in Karlsruhe wurde durch das amtliche Blatt und auf privatem Wege diese Auffassung, die ja nach den Motiven auch vollauf berechtigt war, verbreitet und genährt. Am tiefsten wurzelte diese Auffassung in dem Friedensbedürfniß, welches von allen Parteien und in allen Klassen der Bevölkerung warm und lebhaft empfunden wurde. Man athmete auf bei der Aussicht, einen Kampf beendet zu sehen, der seit zwanzig Jahren in der Kammer, in der Presse, in Wahlversamm­lungen mit enormer Heftigkeit getobt, Haß und Zwietracht verbreitet und die Gemüther verwildert hatte. Je allgemeiner man aber wünfchte, daß der Frieden auf Grund der davon war man überzeugt aufs gewissenhafteste und überlegteste vorbereiteten Bedingungen abgeschlossen werden möge, desto unan-

Farben zu schildern scheint. Zwei Umstände hat er bei seinen Erörterungen außer Acht gelassen: erstens daß die westfälischen Werke bisher phosphorsreie Eisensteine aus Spanien oder phosphorfrcies Eisen aus England beziehen mußten, sodann daß das Hördcr Werk im Besitz des Entphosphorungs-Patents für Deutschland ist. Auch will uns nicht recht ein­leuchten, daß die Werke in Lothringen und an der Saar technisch so bald in der Lage sein sollten, im Stahl mit Westfalen zu concurriren, wenn wir hören, daß die Lothringer Eisen­werke seit ihrer Gründung im Jahre 1373 nach officicllen Angaben mit eine»: Verlust von nahezu 3 Millionen gearbeitet und sich genöthigt gesehen haben, die Acticn zusammenzu­legen. Daß in 6 bis 6 Jahren freilich wieder eine Krisis kommen wird, daran zweifelt wohl kein Einsichtiger. Anm. d. Red.

Greiizboieu I. 1880. 38