Beitrag 
Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger.
Seite
256
Einzelbild herunterladen
 

258

mit Weißbrot. Dann bekommen je vier einen Kübel mit Hirse. Als der leer ist, verlangen sie mehr Essen, und bis dies gebracht wird, zechen sie tapser, so daß schon manchem die Zunge hinkt". Der Meier Nasentropf trinkt allein einen Quarttopf aus, so daß frisch eingeschenkt werden muß. Der Spielmann muß sich hören lassen, und damit er bei Kräften bleibt, wird ihm wacker zugetrunken. Das zweite Gericht, Rüben mit Speck belegt, findet Beifall, und sie essen, daß ihnen der Bart schmalzig wird. Manche verbrennen sich Mund und Zunge, und beim Lachen fallen ihnen die Speckbrocken auf die Knie. Als die großen Näpfe ebenfalls geleert sind, bringt der Koch das Brautmus und den Braten. Die Würste, die es daneben noch giebt, schmecken so gut, daß man zuerst das Brautmus stehen läßt, aber später kommt auch das au die Reihe; sie brocken tüchtig ein und löffeln alles rein aus. Der Tisch wird dann aufgehoben, und jetzt zeigt sich unzweideutig, daß die Gesellschaft betrunken ist. Am nächsten Morgen schenkt Bärschi seiner jungen Frau als Morgengabe ein Mntterschwein. Später kommen die Bauern mit Trommelschall und Zwerchpfeifenklang, um die Eheleute nach der Kirche zu be­gleiten. Dann geht der Zug wieder in das Hochzeitshaus zurück, wo sie, während der Spielmann ihnen was vorpfeift, von neuem zu schmausen beginnen. Es giebt Kraut, Erbsen, Linsen und Würste, und so stopfen sie sich voll, daß manchen der Gürtel platzt, während die Klugen ihn vorher schon genugsam gelockert haben. Natürlich wird dazu auch wieder ordentlich getrunken, sodaß bald alle mehr oder minder angeheitert sind. Nach der Mahlzeit setzen sich zwei der vornehmsten Bauern zur Braut und sammeln die Hochzeitsgaben für sie ein, wobei der eine Gast Geld, der andere ein Tuch, wieder eiu anderer Hausgeräth, einen Melkkübel, einen Spiegel, einen Spinnwirtel, einen Krug oder einen Kamm spendet. Darauf wird auch der Spielmann beschenkt, der sodann unter der Linde draußen zum Tanze aufspielt. Da springen die Bauern, daß ihnen das Stroh aus den Schuhen fällt. Wie bei solchen Bauerntänzen Herkommen, giebt's schließlich Streit. Die Schwerter werden gezogen, und es entspinnt sich eine herzhafte Schlägerei, bei der viele verwundet werden. Der eine ist in den Mühlbach geworfen worden und hat sich in seinem Rachedurst beim Müller eiuen Spieß geliehen, mit dein er sieben Mann tödtlich ansticht. Das Fechten dauert darnach fort, bis sich die andern Bauern ins Mittel legen und Frieden gebieten. So endet nicht ganz so traurig wie das Nibelun­genlied, aber auch nicht eben heiter Metzens Hochzeit.

Neue Bücher.

Die Aufnahme in dieses Verzeichnis^ gilt als Empfehlung, Ausführlichere Anzeige mit Auswahl vorbehalten.

Johann Sebastian Bach. Von Philipp Spitta. 2. Band. Leipzig, Breitkopf 6r Härtel, 1880.

Geschichte der Literatur des skandinavischen Nordens von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Dargestellt von Frederik Winkel'Horn. Leipzig, B. Schlicke, 1880.

Dramaturgische Spähnc. Kamburgische Thea­terberichte 1876 187S. Von Johannes Wedde. Hamburg, H. Grüning, 1LL0.

Ein Wort über unser Judenthum. Von Heinrich von Treitschke. Separatabdruck aus dem 44. und 4S. Bande der Preußischen Jahrbücher. Berlin, G. Reimer, 1880.

Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F- L. Herbig in Leipzig. Druck von Hü4hel K Herrmann in Leipzig.