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Deutsche Dichtung im Liede.
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Treibt hier sein Spiel mit jungen Zofen, Er steigt hinauf und steigt herunter,

Dort Spott mit alten Philosophen, Ist fröhlich überall und mnnter.

Und selbst Mephisto muß dem Kühnen Am liebsten lebt er an den Thronen,

Zum Sakrileg als Teufel dienen. Wo ihm der Erde Götter wohnen.

Das ganze Poem wäre wohl etwa nicht ernst gemeint gewesen? Dem Dichter war es heiligster Ernst damit. Wenn aber Jmelmann als Appendix zu seiner interessanten Sammlung nachträglich ein kleines eMvot ssxg-i'ö für unfreiwillige Humoristen eröffnen will, fo soll er die beiden Gedichte in öxtsnsv haben. * x *

Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger.

Die Denkmäler, welche die Baukunst und die Plastik des zwölften und drei­zehnten Jahrhunderts geschaffen, sind in ihrer Art dem Besten gleichzustellen, was die Renaissance geschaffen hat, uud die lyrische und epische Poesie wurde in dieser Zeit ebenfalls mit großem Erfolge geübt. Das culturgeschichtliche Lcbeu aber, aus dem jene Künste erblühten, ist bis jetzt nur versuchsweise und unvollkommen ge­schildert worden, während wir über die Cultur der Renaissance wenigstens auf italienischem Boden längst das Meisterwerk Jakob Burckhcirdts haben. Daher ist ein neues Werk des Breslauer Kunsthistorikers Schultz^) mit Freuden zu begrüßen, welches sich die Aufgabe stellt, der Ausfüllung dieser Lücke in gründlicher Weise vorzuarbeiten, und von welchem uns der erste Band in diesen Wochen zugegangen ist.

Der Verfasser will keine eigentliche Culturgeschichte schreiben, d. h. nicht die geistigen Bewegungen und die Entwicklung der Charakter-Eigenschaften jener Periode darstellen, sondern hat, von der Wahrnehmung ausgehend, daß, während die ge­lehrte Forschung für die Erkenntniß der kirchlichen Kunst uud der Poesie derselben sehr viel gethan und ihre Aufgabe im Großen und Ganzen gelöst hat, die Denk­mäler der Privatkunst, des Kleinlebens der genannten Zeit, fast noch gar keine Berücksichtigung erfahren haben, seine Thätigkeit diesen letzteren zugewendet. Da das Meiste davon im Laufe der Zeit zerstört worden und verloren gegangen ist, so ist es nicht leicht, sich eine klare Vorstellung von dem Wesen und dem Reich­thum dieser Profankunst des frühen Mittelalters zu machen; indeß lohnte es, wie unser Werk beweist, des Versuchs, eine solche aus dem Wenigen, was von Bauten, Geräthen, Geschirren, Stoffen und Abbildungen derartiger und anderer Gegenstände übrig geblieben ist, mit Zuhilfenahme der Beschreibungen und Andeutungen, die wir in gleichzeitigen Schriftstellern und Dichtern finden, zu gewinnen.

Selbstverständlich mußte dabei auch die Bestimmung jedes Kunstgegenstandes erörtert und in das Leben hineingegriffen werden, dein er erwachsen war und ge-

*) Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger von Dr. Alwin Schultz. Außerord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität Brcslcm. Erster Band. Mit 111 Holzschnitten. Leipzig, Hirzel, 1S79.