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Die Marienlegende.
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beide darein gewilligt, wurden sie mit einander vermählt. Darauf zogen Joseph und Maria nach Nazareth, und es folgten Maria fünf Jungfrauen nach, aus der Zahl ihrer Gespielinnen.

Nicht lange, so erschienen Boten in Nazareth von zwei Fürsten aus Caper- uaum, deren Schiffe waren gescheitert, und baten Joseph, mit ihnen zu gehen und den Schaden auszubessern. Da empfahl Joseph sein junges Weib deu Jungfrauen und folgte den Boten. Eines Tages aber ging Maria aus ihrer Kammer über den Hof an den Brunnen, um ihre Hände zu waschen. Da erschien ihr ein Engel nnd verkündete ihr, es werde ein Licht von ihr aus­gehen, das alle Welt erleuchten und die Sünder erlösen nnd dem Teufel ent­reißen werde, und während sie noch lauschte und gerne mehr vernommen hätte, da verschwand die himmlische Erscheinung. Da sie aber wieder in ihre Kammer gekommen, nahm sie ihre Seide und spcnm, und ihre Freundinnen, die bei ihr saßen, thaten das Gleiche mit ihrer Wolle. Da trat der Engel Gabriel herein, so hell und glänzend, daß Maria die Hand vor die Augen halten mußte und die Arbeit ihren Fingern entglitt. Gabriel aber grüßte sie und verkündete ihr und sprach:Du wirst eiuen Sohn gebären, der wird genannt werden Emcmuel, und wird sein der Heiland Israel." Da verwunderte sich Maria, wie sie, die reine Jungfrau, einen Sohn gebären solle. Als aber der Engel ihr verkündigte, daß der heilige Geist sie beschatten werde, ergab sie sich in den Willen Gottes, uud der Engel sprach Amen. Und als ein Zeichen, daß sein Wort würde erfüllt werden, verkündete ihr Gabriel, daß ihre Base Elisabeth noch eher denn sie selbst eines Kindleins genesen werde. Elisabeth aber war die Tochter Esmeria's, die eine Schwester war von Maria's Mutter.

Da mm der Engel verschwunden war, machte sich Maria auf zu Elisabeth, und obgleich der Weg über die Berge auf steinigen Straßen führte, so fühlte sie doch keinerlei Beschwerde. Und als sie zu Elisabeth gekommen, umfingen sie beide einander voll Frenden, und erzählten, was ihnen begegnet, und Elisa­beth, vom heiligen Geiste erlenchtet, erkannte in Maria die Mutter des kommen­de!: Heilands und verkündete ihr Christi Herrlichkeit. Und das Kind hüpfte im Leibe Elisabeths vor Freuden, daß es dem Christkinde so nahe war.

Als nun Joseph in Capernaum seine Arbeit vollendet, und auch andern den Schiffsbau gelehrt hatte, kam er nach- nenn Monaten heim zu seinem Weibe und sahe, daß sie guter Hoffnung war. Obwohl aber die Jungfrauen und das Gesinde ihm betheuerten, daß nie ein Mann das Hans betreten habe, Maria auch nie über die Straße gegangen sei, war Joseph doch untröstlich und wünschte sich lieber den Tod, damit die Leute seine Schmach nicht sähen. Und als die Mädchen ihm sagten, daß nur der Eugel an allem Unglück Schuld sei, da er der einzige gewesen, der Maria gesehen habe, so wollte er auch davon nichts