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Ein Studentenstammbuch aus Lessings Zeit.
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Ruhm", welches merkwürdigerweise frei ist von jener Verbrämung mit Fremd­wörtern und mythologischen Namen, die der Student Goethe in seiner bekannten Ode auf den Kuchenbäcker Hendel" so ergötzlich verspottet hat:

Die ihr des Ruhms begehrt, schöpft aus der Weisheit Fülle

Den wahren Ruhm, verschertzt ihn nicht! Bewundert Gott im Staub, und preist ihn in der Stille, , Und bittet ihn um Muth zur Pflicht. Zerstreut euch nie zu sehr, denckt mitten im Getümmel

Der Welt, und der Geschäfte, Gott; Denckt der Allgegenwart, denckt an den nahen Himmel

Und seyd vertrauter mit dem Tod. Liebt den der euch verfolgt, seyd ohne Falsch, beleidigt

Nie eures Nächsten Eigenthum, Ehrt euer Baterland und wenn ihr es vertheidigt

Schont euer Blut nicht diß ist Ruhm.

Eine Anzahl von denen, die in den vierziger Jahren in Leipzig von dem Einflüsse Gottscheds sich losgemacht und sich um dieBremer Beiträge" geschaart hatten, fanden sich später als Docenten am Carolinum in Braunschweig wieder zu­sammen; Ecks Stammbuch hat drei von ihnen auszuweisen: Gärtner, Ebert und Zachariae. G.ärtner greift zu einem Citat seines Freundes Giseke, Ebert citirt ein paar Hagedornsche Zeilen; Zachariae, derProfessor der Dichtkunst", schwingt sich zu folgenden eigenen (?) Versen auf beiläufig fast den einzigen fünffüßigen Iamben im ganzen Buche, neben den dominirenden Alexandrinern:

Beglückt ist Der, der keines Müchtgen Sklav Sich selber lebt; dem bey Nordwestensturm Kein Schiff zerscheitert am untreuen Fels; Den Hoffnung nicht im Vorgemach ernährt, Und der, wenn ringsum ihn der Thoren Schaar Auf Ruhm erhitzt, nach Schattenehre hascht, Verborgen liegt im Winkel seiner Welt.

Drei andere, die ebenfalls in den vierziger Jahren in Leipzig zusammenge­standen, waren, als Eck mit seinem Stammbuche umherzog, nach verschiedenen Rich­tungen hin verstreut: Rabener lebte als Steuer-Rath in Dresden, Johann Adolf Schlegel als Pastor an der Marktkirche in Hannover, Kästner als Professor der Mathematik und Physik in Göttingen. Rabener hat ein sehr ungeeignetes Stammbuchblatt geliefert. Er jammert über seine unerquickliche Amtsthätigkeit, indem er die Worte citirt, in denen ein antiker Kollege von ihm, der jüngere Plinius, als kaiserlicher cirm^Ztor ÄMMÜ, ähnlichen Klagen Luft macht (Dxist. I, 10): Lndnoro lidsllos, ccmtiLic) talM^s, scribo xlurimas, sscl Mtsre>,tissiiri8.s, litsrs.8 (Ich muß Aktenstücke unterschreiben, Rechnungen ausstellen und viele, höchst triviale Briefe schreiben). Schlegel hat ein paar herzlich unbedeutende Zeilen eigener Mache eingeschrieben, die wir dem Leser erlassen wollen; Kästner dagegen folgendes hübsche Epigramm:

So wie wir aus der Kinder Thaten Der reifern Jahre Trieb errathen So prüft uns Gott in dieser Welt: Hier läßt er uns noch Spiele wählen Bis einstens den erwachsnen Seelen Die Puppe selbst nicht mehr gefällt.

Von den Hallensern wäre Johann Georg Jacobi zu nennen, dem wir gleich noch seinen Intimus, Gleim in Halberstadt, anreihen. Die erlauchten Häupter