Beitrag 
Preßzustände im Herzogthum Altenburg.
Seite
251
Einzelbild herunterladen
 

251

seltene Liebenswürdigkeit, dessen feines, geistvolles Wesen jedem, der mit ihm in Berührung gekommen, unvergeßlich bleiben wird. Brauue war orthodox; wenn sich aber der gewöhnliche Bierphilister gleichviel, ob er Braunbier oder Vairisches trinkt, ob er das Kasino oder eine bescheidene Vorstadtschenke be­sucht darunter einen finsteren Zeloten denkt, der nur von Gottes Zorn und der Sünde der Menschheit spricht und all den edeln Lebensgenuß verpönt, der den Philister so glücklich macht, so war Braune, wie recht viele Orthodoxe, ein großer Freund geselliger Heiterkeit, voll Humors und sprühenden Witzes, unerschöpflich z. B. bei Tasel, wo jeder Toast ihn zu zündender Erwiederung anregte. Aber freilich, orthodox war er doch gewesen! Er hatte es öfter aus­gesprochen, daß zwar das Kirchegehen keinen Menschen fromm mache, daß aber der Fromme in die Kirche gehe; daß, wer am Sonnabend in Familie oder auf der Kneipe große Schmäuse oder Bälle feiere und sich den Leib voll Bier oder Wein schlage, am Sonntage nicht aufgelegt sein könne, den Gottesdienst zn besuche». Auch ging er nicht, wie das manche Geistliche thaten, regelmüßig aus die Kneipe, und gab damit in unerfreulicher Weise zu erkennen, daß er manches anders mache als der Bierphilister und wohl auch von andern wünsche. Bei seinem Tode aber rühmte ihn dieA. Z." in gebührender Weise, und wer die Verehrung des Redakteurs für den Verstorbenen kennt, der weiß, daß ihm, was er sagte, aus dem Herzen kam.

Einige Zeit nach seinem Tode erschien in derA. Z." ein Vorschlag zur neuen Besetzung der Generalsuperintendentur, in welchem der Sohn des be­kannten Kirchenhistorikers Hase in Jena, gegenwärtig Divisionsprediger in Königsberg, als der geeignetste Nachfolger Braunes bezeichnet wurde. Wir gestehen, daß wir diesen Herrn persönlich nicht kennen; von Studiengeuossen desselben hören wir, daß er ein flotter Student, ein netter Mensch, so was man einen Kowo dsllus nennt, gewesen sei, der später eine Gräfin Kalkrenth geheirathet habe, aber in wissenschaftlicher Hinsicht keineswegs über das Mittel­mäßige emporrage. Kaum war dieser Vorschlag heraus, als von einer Stelle, vou der aus ganz allein die Entscheidung über die Besetzung dieser Stelle zu erfolgen hat, das größte Mißfallen darüber laut wurde; zugleich wurde gewünscht, man möge es Jedermann sagen, der es wissen wolle: man habe an maßgebender Stelle uie daran gedacht uud werde niemals daran denken, diesen Mann zum Generalsuperintendenten zu berufen. Dies wurde auch derA. Z." berichtet; sie selbst nahm die Notiz am 7. September auf: aus sicherster Quelle gehe ihr die Mittheilung zu, daß iu Bezug auf die Wiederbesetzung der Generalsuperintendentur Verhandlungen oder Entschließungen nach keiner Seite bis jetzt stattgefunden hätten, alle Gerüchte über den muthmaßlichen Nachfolger daher aller Begründung entbehrten. Ob der Passus, worin auch für die

»