aber, wem: er Frieden schließen will, legt niemals Bedingungen ans, die nur ertragen werden können, so lange die höchste Noth es gebietet. Darum glauben wir an einen Friedensschluß, der beiden Theilen annehmbar und vortheilhaft ist. Aber die Schwierigkeiten mögen noch groß sein, wo so viel Verblendung und bösartige Gesinnung dem obersten Willen sich in den Weg stellen, wo so viel historische Symbolik auch dem verständigen Willen ein schwer zu umgehendes Hinderniß bildet. Dennoch halten wir an der Friedenshvsfnung fest. Auch das glauben wir, daß die Leitung des Zentrums klug genug ist, dem großen uud schweren Werke des Ausgleichs zwischen Deutschland und Rom sich nicht mit unzweckmäßigen Schritten in den Weg zu stellen. ^
Ein größerer, wichtigerer Beitrag zur Schiller-Literatur ist gegenwärtig ein seltner Vogel. Während in den 50 er Jahren die Nähe von Schillers hundertjährigem Geburtstage eine reiche Fülle von Schiller-Literatur hervortrieb, die auch, nachdem das Fest vorüber war, noch eine Zeit lang sich ergoß, schien sie in den 60 er Jahren ziemlich zu versiegeu; statt dessen fluthete die Goethe- Literatur in immer breiteren Wogen heran. Heute mag das Verhältniß sich etwa so gestaltet haben, daß auf eiuen Beitrag zur Kenntniß Schillers deren zwanzig zur Keuntniß Goethes kommen. Jeder, der die Fortschritte unsrer Literaturwissenschaft verfolgt, wird dies bestätigen können. Was zu diesem Umschwünge vor allem beigetragen, die allmähliche Erschöpfung der Quellen auf der einen, die ununterbrochene Erschließung neuer Quellen auf der andern Seite, oder abnehmende Begeisterung für Schiller und ein immer weitere Kreise erfassendes Sicheinleben in Goethe — das soll hier nicht des Breiteren untersucht werden; die Thatsache aber liegt vor aller Augen. Bezeichnend ist es nnter anderm, daß ein so reichhaltiges Qnellenwerk wie das 1859 erschienene Buch: „Schillers Beziehungen zu Eltern, Geschwistern und der Familie Wolzogen" bisher nicht genügend verwerthet ist. Der Versuch, das dort gebotene Material z. B. zu einer einheitlichen, abgerundeten Lebensskizze von Schillers Vater zu verwenden, lag nicht so fern. Dennoch hat man sich bisher mit der veralteten, vielfach unbestimmten und irrigen Darstellung von Saupe begnügt. Zwar bietet die
Literatm.
Schillers Vater. Ein Lebensbild von Oskar Brosin. Leipzig, B. Schlicke, 1879.