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sried- und ruhmreiche Lande in dies von Kriegsgeräusch, Noth und Verwirrung erfüllte zu kommen?" Darauf hätten sie in kurzen Zügen ihre Lehre von Kirche und Staat vorgetragen, für welche sie leben und sterben wollten, und auf die unerträglichen in der Kirche herrschenden Irrlehren hingewiesen, auf deren Vernichtung als seine von Gott gegebene Aufgabe den König aufmerksam zu machen der Beweggrund ihrer Reise gewesen sei. Erfahrene Männer hätten dann freilich dem Könige gerathen, die beiden Schriftsteller als Ketzer zu bestrafen, um nicht durch Mitschuld an ihren Häresieen dem Papste neuen Vorwand zu Gewaltmaßregeln zu geben; er habe sie aber bei sich behalteu und mit Ehren überhäuft. In der That blieben sie und verbreiteten ihr Buch an allen Orten, in Wort und Schrift gegen den Papst und seine Maßnahmen auftretend.
Mit der Ankunft des Marsiglio ist eine neue Phase in der Politik Ludwigs eingeleitet. Marsiglio selbst war Oberitaliener von Geburt, er wird auch ein Hauptanlaß gewesen sein, daß Ludwig jetzt wieder in bestimmter Weise sein Augenmerk auf Italien richtete. Nach einer glänzenden Versammlung, die nach Trient die Häupter der Ghibellinen zusammenführte, betrat Ludwig im März den Boden Italiens. Nachdem er die Huldigungen der lombardischen Städte entgegengenommen und in Mailand die italienische Königskrone empfangen hatte, überstieg er die Apenninen, verstärkte sein Heer durch die Truppen feines mächtigen Bundesgenossen Castruccio Castracam, bezwäng Pisa und rückte gegen Rom vor. Ohne Widerstand zu finden, ja von jubelnden Volksmcissen festlich geleitet, zog Ludwig am 7. Januar 1328 im Vatikan ein, und nun drängten sich Schlag ans Schlag die extremsten Maßregeln. Die kühnsten Theorieen des Ovtsusor xaeis, dessen Verfasser immer in der Nähe Ludwigs weilte, sollten zur Verwirklichung gelangen. Im Widerspruch mit aller Tradition seit Karl dem Großen nahm Ludwig am 17. Januar die Krone aus den Händen des römischen Volkes, das die Quelle aller politischen Macht sein sollte. „Welche Anmaßung von diesem Baier!" klagt der päpstlich gesinnte Villani, „in keiner Chronik, alt oder neu, wirst du finden, daß sich ein Kaiser, so feindlich er auch der Kirche gesinnt war, anders krönen ließ als vom Papst oder dessen Legaten; nur dieser Baier — das war sehr zu verwundern."
Aber Ludwig ging noch weiter. Zuerst wurden am 14. April in einer Volksversammlung auf dem St. Petersplatze in Gegenwart des Kaisers selbst drei Gesetze erlassen, von denen das erste Ludwig auch die Sorge für das christliche Gemeinwesen zuspricht. Wenn Jemand wegen Ketzerei angeklagt sei, so habe er vor seinem Gerichte zu erscheinen. Diese Gesetze, die wiederum den Prinzipien des vstMsor xavis entsprechen, waren nur die Vorbereitung zu einem lange geplanten Schlage. In einer Volksversammlung am 18. April 1328