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druck und mag aus den Proben ersehen werden, welche unsre Blumenlese uns aus Heinrich Leidenborn's Schrift „Der die Welt beleuchtende Kölnische Diogenes" zu kosten gibt. Es ist aber nicht viel daran. Die Hauptsache besteht in schalen, matten Scherzen, und mir freuen uns, nicht dazu verurtheilt zu sein, das Ganze lesen zu müssen. Der Humor war den Deutschen, soweit sie Bücher schrieben, erloschen. Neue Wandlungen des Volks geistes waren erforderlich, ihn wieder aufleuchten zu lassen.
Literatur.
Wörterbuch der ostfriesischen Sprache von I. ten Doornkaat Koolman. 1. Band. A bis Gütjen. Norden, Verlag von H. Braams, 1879.
Der Herausgeber dieses Wörterbuches ist der bekannte nationalliberale Reichstagsabgeordnete, der im Privatleben Fabrikant ist. Der Titel sollte nicht von Sprache, sondern von Mundart reden; denn das Friesische des zwischen den Mündungen der Eins und der Weser wohnenden Volkes unterscheidet sich nur wenig von dem plattdeutschen Idiom, das von den Nachbarn gesprochen wird. Schon im 16. Jahrhunderte begann hier das Niederdeutsche die ostfriesischc Volkssprache zu verdrängen, und dies geschah im Laufe der späteren Zeit so vollständig, daß jetzt in diesem Küstcnlande Plattdeutsch, nicht Friesisch die Haussprache ist, eine Mundart, die allerdings in ihrem Wörtcrschatzc mancherlei Neste der alten friesischen Sprache bewahrt. Nur an zwei engbegrenztcn Stellen dieser Landschaft lebt letztere noch fort: auf der Insel Wcmgeroog und in drei von großen Sümpfen umgebenen Dörfern des südwestlich von Oldenburg gelegenen Saterlandes. Aehnlich verhält sich's beiläufig mit dem Idiom der Nordfriesen, die in der Provinz Schleswig-Holstein die Küsten und Inseln der Nordsee von Husum aufwärts bis in die Gegend von Ripen bewohnen, nur sind hier nebe» plattdeutschen auch dänische Elemente in die Volkssprache eingedrungen. Einzig und allein noch die in Holland und zwar um Hmdeloopen und Leeuwarden wohnenden Wcstfricsen reden durchweg die .Sprache ihrer Väter und bewahren ein stark ausgeprägtes Stammbewußtsein.
Abgesehen von dieser Ungenauigkcit des Titels ist das Werk, welches auf drei starke Bände großen Formats berechnet ist, eine achtbare und werthvolle Leistung, die um so mehr willkommen geheißen werden muß, als über den vom Herausgeber behandelten Dialekt bisher nur ein in seiner Art nicht übles, aber unvollständiges kleines Handlexikon existirte, welches keinerlei Anspruch aus Wissenschaftlichkeit erhebt. Der Herausgeber ist geborncr Ostfriesc, der schon als solcher ganz besonders für die Aufgabe, die er sich gestellt, geeignet war; er steht mitten im Volke, verkehrt in Folge seines eigent-