Religion beruht; Unglaube und Aberglaube gründen sich auf seichte Physik und seichte Historie."
„Alle Erscheinungen der Natur sind Träume, Gesichte, Räthsel, die ihre Bedeutung, ihren geheimen Sinn haben. Das Buch der Natur und der Geschichte sind nichts als Chiffern, die ihren Schlüssel verlangen."
„Worauf gründet sich alle Gelehrsamkeit? Ans fünf Sinne, die wir mit den vernünftigen Thieren gemeinschaftlich besitzen. Nicht nur das ganze Waarenhaus der Vernunft, selbst die Schatzkammer des Glaubens beruht auf diesem Stock. Unsre Gedanken sind nichts als Fragmente; unsre Vernunft ist jenem blinden thebcinischen Wahrsager ähnlich, dem seine Tochter den Flug der Vögel beschrieb: er prophezeihte aus ihren Nachrichten."
„Unser Wissen ist Stückwerk. Sind es nicht die bloßen Erscheinungen der Selbstliebe, die wir mit dem Begriff der Freiheit belegen? Diese Selbstliebe ist das Herz unsers Willens, aus dem alle Neigungen und Begierden gleich den Blut- und Pulsadern entspringen und zusammenlaufen. — Warum kann der Mensch sein eigen Selbst nicht kennen? — Wie der Leib den Gesetzen der äußeren Gegenstände unterworfen ist, der Luft, dem Boden, der Wirkung andrer Körper, so ist unsre Seele dem beständigen Einfluß höherer Geister ausgesetzt: dies macht unser eigen Selbst so zweifelhaft. Die Vernunft kann nichts als Analogien auffassen, um ein sehr undeutlich Licht zu erhalten."
„Unser Leben ist ein Dampf, und alle Frenden und Leiden desselben scheinen aus Dünsten zu bestehn, oder vs-xsurs, von denen man nicht weiß, woher sie kommen und wo sie bleiben."
„Nichts giebt uns ein so außerordentlich Licht in die ganze Natur, als die große Wahrheit unsers Heilands: Niemand ist gnt als der ewige Gott! Statt zu fragen: Wo kommt das Böse her? sollten wir uns vielmehr wundern, daß endliche Geschöpfe fähig siud, gut und glücklich zu sein." —
Durch ein Schreiben von Berens wnrde Hamann endlich aus seinem Stumpfsinne aufgerüttelt. Er faßte einen Entschluß, verließ London und wurde iu Riga mit offenen Armen aufgenommen. Doch wußte er auch hier sich nicht zu stellen und begrüßte es drei Vierteljahre später, im April 1759, als die Erlösung aus einem unerträglich gewordenen Zustande, als sein schwer erkrankter Vater ihn nach Hause rief.
„In dieser Verfassung," schreibt er, „kann ich nichts Ordentliches anfangen, und werde es auch nicht. Was mir Gott jeden Tag zuschneidet, will ich thun, wie es mir in die Hand fällt. Ich bete und arbeite wie ein Christ, wie ein Pilgrim, wie ein Soldat zu Friedenszeiten. Meine Bestimmung ist weder zu eiuem Kauf-, Staats- noch Weltmann. Ich bin nichts und kann zur Noth allerlei sein. Bibellesen ist die Arbeit jedes Christen, wie Romane und der