Beitrag 
Pessimismus und Liberalismus.
Seite
53
Einzelbild herunterladen
 

53

hauptung der Negative; das alles, weil die Schwarzseherei und das ihr ent­sprungene Hetzsystem in der Presse sich bis zum Verluste jeder objektiven Urtheils­fähigkeit gesteigert hat. Denn es genügt ja heute nicht mehr, daß etwas wirk­lich in die Erscheinung tritt; wenn es auch nur geschehen könnte, dann wird, wie es bei dem Frankenstein'schen Antrage der Fall war, wo schließlich die Glockenträgerin der Heerde selbst eingesteht, der Reichskanzler habe doch wohl von diesem Antrage keine Ahnnng gehabt, dieses möglicherweise Geschehende als ein Geschehenes besprochen, bemäkelt, ausgebeutet, als wäre bereits das Sturm­zeichen gegeben zum Braude des Weltalls! Freilich, man soll dem Geschehen vorzubeugen sucheu. soll nicht warten, bis es zu spät ist, bis man vor vollen­deten Thatsachen steht, undspäte Klagen" nichts mehr nützen. Durch diesen Pessimismus aber, diese Schwarzseherei um jeden Preis schafft man gerade die Thatsachen, die zu verhindern man eifrig bestrebt sein sollte. Wenn wir heute den Anbruch einerreaktionären Aera" erlebten, die Macher derselben wären allein diejenigen, welche sie durch ihre Unkenrufe heraufbeschwöre» haben.

Je mehr aber und hier stimmen wir vollständig mit derProvinzial- Korrespondenz" überein, mit deren eigenen Worten wir unsere Betrachtung schließenje mehr zu wünschen und zu hoffen ist, daß die große Zahl wahrhaft patriotischer Elemente, welche sich der nationalen Führung mit dem entschiedenen Willen einer ernsten Unterstützung der Regierung angeschlossen haben, auch fernerhin einen lebendigen und wirksamen Antheil an der positiven politischen Arbeit für das Reich nehmen, um fo dringender muß der Ruf an die besonnenen Männer der liberalen Partei ergehen, sich endlich offen und be­stimmt von einer agitatorischen Oppositionshaltung loszusagen, welche die Partei zu jeder praktischen Betheiligung an der weiteren Gestaltung der nationalen Aufgaben unfähig macht."

Struensee.

Die moderne deutsche Geschichtsforschung und Geschichtschreibung hat wiederum einen schönen Erfolg zn verzeichnen. In einem kürzlich unter dem TitelStruensee" erschienenen Werke (Veit K Co.) hat der durch mannigfache wissenschaftliche Arbeiten rühmlich bekannte Historiker Karl Wittich die Resultate ausgebreiteter Studien über den despotischen Aufklärungsminister Christian's VII., dessenGlück und Ende" einst ganz Europa in Aufregung versetzte, niedergelegt, uud man darf wohl sagen, daß uns in seinem Buche