— 312 —
Werdens eine viel größere Rolle spielte, als man dies bei dem Gesetz der Sterblichkeit wahrgenommen hatte. Ein weiterer Fortschritt geschah dadurch, daß der Verfasser dieser Zeilen die Sache theoretisch untersuchte und seine Resultate in der „Rundschau" (Band III, 335 ff.) veröffentlichte. Aus diesen Untersuchungen erkannte man, daß die eben erwähnten Ermittelungen zur Berechnung der Beiträge für Invalidenrenten und zwar für jedes einzelne Altersjahr, so wie zur Beantwortung anderer hierher gehöriger wichtiger Fragen keineswegs ausreichten, daß man vielmehr hierzu wissen müsse, wie viel von einer bestimmten Anzahl noch arbeitsfähiger Personen bestimmten Alters im Laufe eines Jahres invalid werden, d. l>- daß man eine Skala haben müsse, welche für jedes einzelne Altersjahr bis zum höchsten Alter die Wahrscheinlichkeit des Invalid- Werdens angibt. Eine solche Skala kann aber nur durch Beobachtungen festgestellt werden und läßt sich nur sehr schwierig aus den oben erwähnten Beobachtungen ableiten, wenn man sie auch in großer Vollständigkeit, unter Berücksichtigung des Alters, hätte.
Da nun Beobachtungen über die Wahrscheinlichkeit des Jnvalidwerdens nicht zu erlangen waren, es aber trotzdem große Wichtigkeit hatte, nach dem Alter bestimmte Beiträge für Invalidenrenten zu besitzen, sei es auch nur vor der Hand annäherungsweise, so konstruirte der Verfasser dieser Zeilen unter Benutzung der Beobachtungen von Hülße und unter Annahme gewisser leitender Prinzipien eine hypothetische Skala der Jnvaliditäts-Wahrscheinlichkeiten. Die daraus berechneten Beiträge waren nicht klein, erreichten sogar in den spätern Altersjahren eine ganz bedeutende Höhe und wurden deshalb allseitig angegriffen. Man hielt die Wahrscheinlichkeiten der hypothetischen Skala für viel zu hoch und meinte, wenn rationelle Invalidenkafsen wirklich nur unter Annahme-so hoher Beiträge zu errichten wären, welche die Arbeiter unmöglich erschwingen könnten, so müsse man auf solche Institute eben für immer verzichten.
Zunächst ließ sich darauf nichts weiter entgegnen. Man mußte ruhig die Zeit abwarten, bis man klarer in der Sache sehen würde. Bis dahin aber durfte man sich nicht verleiten lassen, blos aus dem nichtigen Grunde, daß die Arbeiter so hohe Beiträge nicht zu zahlen vermöchten, erheblich kleinere Jnvalidi- täts-Wahrscheinlichkeiten 'anzunehmen. Daß dies trotz dieser Warnung geschah, und einige hinfällige Gründungen gemacht wurden, war um so mehr zu beklagen, als der angeführte Grund bei näherer Erörterung sich als durchaus nicht stichhaltig erwies. Man konnte eine nicht geringe Anzahl Arbeiter namhaft machen, die bei hinlänglichem Fleiße und weiser Sparsamkeit sich ein immerhin nicht ganz unbedeutendes Vermögen erworben hatten. Wenn freilich, wie es von gewissen Seiten verkündet wird, Fleiß und Sparsamkeit dem Zukunfts-