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gehegter Wunsch der Herzegowina, welchen dadurch eine wohlfeile Wasserstraße nach dem Adriatischen Meere geöffnet würde.
Hinsichtlich der geistigen Kultur, für deren Hebung nicht mehr als Alles noch zu thun ist, darf, wie bereits bemerkt, nichts übereilt uud nicht aufdringlich verfahren werden, vielmehr ist mit Bedacht an das etwa Vorhandene anzuknüpfen. Man wird den Wunsch der Lateiner und der Orthodoxen nach Schulen sich iu Errichtung von solchen durch sie selbst verwirklichen lassen. Verlangen sie dabei Unterstützung von Seiten der Regierung, so wird man dieselbe, wenn man praktisch handeln will, reichlich gewähren. Die Muslime werden diesem Beispiele zuerst nicht folgen, aber mit der Zeit wird der Schulunterricht, dessen sich die Christen Bosnien's erfreuen werden, auch den Bekennern des Islam als Wohlthat und als Vorzug erscheinen, und daraus wird der Trieb erwachen, den bisher von ihnen verachteten Nachbarn im Lande nachzueifern.
Endlich müßte ein mit entsprechenden Mitteln ausgestattetes Kreditinstitut in der Reichshauptstadt geschaffen (nicht „gegründet") werden, das für Anlegung von Musterwirthschaften großen Stils, für Ausbeutung der Mineralreichthümer des bosnischen Gebirges, für rationelle Verwerthung des Forstnutzens, für Anlegung von Schienenwegen das erforderliche Geld zu besorgen hätte, ein Institut, das in engerem Rahmen und auch sonst wutatis mntMäis die Vorzüge in sich vereinigte, durch welche die britisch-ostindische Kompagnie sich und dem Heimatlande so große Dienste erwiesen und so staunenswerthe Erfolge errungen hat.
Wir kommen mit dem Verfasser zum Schluß. Als in Bosnien und der Herzegowina statt der Sonne des Christenthums der Halbmond aufging, waren die Bewohner des Landes ein wohlhabendes Volk, das im Fortschritt begriffen war wie seine Nachbarn. Die Türken aber, „unter deren Tritten das Gras vergeht", haben jene Länder durch eiu grausames und gegen jeden Fortschritt gleichgiltiges Regiment entvölkert, die Einwohner zur rechtlosen Najah, d. h. zur Heerde herabgewürdigt, ihnen alle Freude am Dasein vergällt und alles Streben in ihnen erlöschen lassen. Die Nachbarländer Dalmatien und Kroatien sind voll von blühenden Städtchen und Dörfern; Bosnien und die Herzegowina sind auf weite Strecken hin eine stumme Oede, und ihre Ortschaften zum großen Theil halbe Ruinenstätten. Das schmale bergige Dalmatien hat auf 230 Geviertmeilen 450000, das weit über viermal so große bosnisch-herzegowinische Land hat kaum 1200000 Einwohner. Wieder ist jetzt ein neues Gestirn über diesen Gegenden aufgegangen, und es steht zu hoffen, daß es ihnen Segen ausstrahlen wird. Die Nacht ist vorüber, in der ein asiatisches Eroberervolk hier schaltete. Es wird keinen Haradsch mehr geben, keine gelderpressenden Stenerpüchter, keine ungerechten Richter, keine unsicheren Straßen und keine sich unaufhörlich wiederholenden Ausstände. Friede wird herrschen, Wohlstand wird sich unter