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Robert Mayer :
(✝am 20. März 1878.)
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stärker auf den Boden aufschlägt, je höher er herabgefallen ist. Es entsteht nun die Aufgabe, die zwischen der Fallhöhe, der Fallzeit und der Endgeschwin­digkeit stattfindenden Größenbeziehungen aufzufinden und in bestimmten Zahlen auszudrücken. Das Experiment, das einzig und allein Aufschluß geben kann, führt zu der Wahrheit, daß jeder fallende Körper in der ersten Sekunde einen Weg von 4,9 Meter zurücklegt und am Ende derselben eine Geschwindigkeit von 9,8 Meter erlangt hat, (d. h. eine Geschwindigkeit, vermöge welcher er in einer Sekunde einen Weg von 9,8 Meter zurücklegen würde).

Sobald diese Zahl, der Fallraum der ersten Sekunde, aufgefunden ist, kennt man auch die Größe der Kraft, welche das Fallen bewirkt; keinen Augen­blick eher. Wie viel und wie tief man auch über die Form der beschleunigten Bewegung spekuliren will, über das Zunehmen der Fallräume und ihr Größenverhältniß zu einander, man würde keinen Ausschluß bekommen über das, was vor allem Interesse haben muß und von fundamentaler Bedeutung ist, über den Weg, den ein fallender Körper in einer bestimmten Zeit zurück­legt. Selbst wenn der Gedanke und das bestätigende Experiment festgestellt hätte, daß die Fallräume der ersten, zweiten, dritten ie. Sekunde sich wie die ungeraden Zahlen eins, zwei, drei :c. verhalten, so bliebe der wirkliche Fallrcinm doch stets uoch eine unbekannte Thatsache. Ist er gefunden, dann erst ist man in die Wirklichkeit tiefer eingedrungen und hat gleichsam ein Stück der Natnr mehr kennen gelernt, was ja Zweck und Ziel der Naturforschung ist.

Welche Rolle der Fallraum der ersten Sekunde in der Natur spielt, ist dem Leser bekannt. Es sollte nur daran erinnert werden, um die Wichtigkeit dieser Zahl wie überhaupt derartiger Zahlen lebhafter vor die Seele zu führen, und um an dieser Entdeckung Galilei's einen Maßstab für die Mayer'sche Entdeckung zu gewinnen.

Um die Wärmeerscheinuugen aufzuklären, hatte man früher zu den spitz­findigsten Hypothesen seine Zuflucht genommen. Man sprach von einem be­sonderenWärmestoff", von einem bald ruhenden, bald schwingendenWärme­äther", auch wohl vonWärmeatomen", die man in den zwischen den Massenatomen befindlichen Räumen ihr Wesen treiben ließ. Aber man erreichte mit allen diesen Hypothesen nichts; die Wärmeerscheinungen blieben für die menschliche Erkenntniß ebenso dunkle Vorgänge, wie sie es vorher gewesen waren. Am allerwenigsten wußte man mit der durch Reibung, durch deu Stoß oder durch das Zusammendrücken von luftförmigen Körpern, überhaupt durch mechanische Vorgänge entstehenden Wärme fertig zu werden. Zwar hatte man sich durch umfassende Experimente davon überzeugt, daß durch die Reibung in der That eine hohe Temperatur hervorgerufen werden könne, aber mehr, als was die ganz alltägliche Erfahrung zeigte, war damit nicht zu Tage gefördert.