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Die Funde von Olypiade.
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gangen ist, mag ihnen als willkommenes Baumaterial gedient haben. Ver­brannter Marmor gibt einen vortrefflichen Mörtel.

Indessen sind die deutschen Schatzgräber im Großen und Ganzen derart vom Glücke begünstigt worden, daß wir über die Komposition der beiden Giebelgruppen, welche Pausanias als die Werke des Paionios von Mende und des Alkcunenes von Athen bezeichnet, vollständig im Klaren sind. Schon diese Thatsache ist ein unberechenbarer Gewinn für die archäologische Wissen­schaft. Außer den beiden Giebelfeldern des cieginetischen Athenatempels ist uns bisher keine Giebelkomposition der griechischen Kunst so genau bekannt geworden wie gerade diejenige des berühmtesten Tempels der alten Welt. Wohl sind uns imposante Reste von den herrlichen Skulpturen erhalten, mit welchen Phidias die Giebeldreiecke des Parthenon schmückte. Aber die Stürme der Zeit, Erdbeben, Belagerungen und Feuersbrünste, haben aus beiden Giebelgruppen die bedeutsamsten Stücke, die Zentren, herausgerissen oder bis zur Unkenntlich­keit zerstört. Und gerade diese Mittelgruppen sind uns in Olympia so gut erhalten worden, daß uns nicht mehr der leiseste Zweifel über ihre Anordnung übrig bleibt. Wir sehen im vorderen, dem Ostgiebel, einen mächtigen Torso, dessen Gewandnng ihn als Zeus charakterisirt. Zeus als Eideshüter steht inmitten der zum Wettkampf sich Rüstenden. Wie wir auf unteritalischen Vasenbildern den König Oinomaos und seinen zukünftigen Eidam um den Altar des Zeus zu feierlichem Opfer vereinigt sehen, so steht hier die Majestät des Gottes selber, der in seinem Tempel als Kampfrichter verehrt wird, statt seines Altars. Zu seiner Rechten steht Oinomaos; sein Gesicht ist abgeschlagen, aber der Helm auf seinem Haupte, dessen Pausanias ausdrücklich erwähnt, sichert seine Identität. Die Fran zn seiner Rechten ist seine Gattin Sterope. Dann folgt das Viergespann des Oinomaos mit seinem Wagenlenker Myrtilos und zwei hockende Knaben, welche Pausanias zwar als Männer, aber sonst richtig als Pferdeknechte des Oinomaos bezeichnet. Wo der Giebel sich zum spitzen Wiukel schließt, liegt endlich der Flußgott Alpheios.

Die andere Seite entspricht genau der eben beschriebenen. Neben dem Pelops steht Hippodamici, der Preis des Sieges, vor seinem Viergespann sitzt ein Mann und hinter demselben ein zweiter. Dann folgt aber statt des Knaben der andern Seite ein Mädchen, das sich durch sein Gewand als solches charak­terisirt. Den Abschluß bildet auch hier ein gelagerter Flußgott, der Kladeos.

Diese Anordnung, wie sie in der Berliner Ausstellung versucht worden ist, entspricht ziemlich genau der Beschreibung des Pausanias; nur daß die Fluß­götter vertauscht worden sind. Indessen hat man geltend gemacht, daß der Körper des behelmten Maunes, deu Pausanias ausdrücklich als Oinomaos bezeichnet, eine jugendlichere Bildung verrathe, als der von ihm Pelops