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Die Leipziger Augustereignisse 1845. II : die Folgen des zwölften August.
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aussprach,es werde sich diese Gesinnung durch die That und namentlich durch die Bemühungen, dem Geiste der Gesetzlichkeit und der Anhänglichkeit an Fürst und Vaterland allenthalben wieder Eingang zu verschaffen, bewähren!" Die Sitzung, in der diese Antwort verlesen wurde, war sehr bewegt und das Kollegium beschloß die Erklärung in sein Protokoll aufzunehmen:Nur das beruhigende Bewußtsein, daß die Bürgerschaft Leipzig's an jenen unheil­vollen Ereignissen keinen Theil genommen, sich vielmehr zu allen Zeiten und unter weit schwierigeren Umständen durch unerschütterliche Treue uud Anhäng­lichkeit an Fürst und Vaterland bewährt habe, habe den höchst schmerzlichen Eindruck zu mildern vermocht, den diese Antwort des Königs in den Herzen Aller hervorrief."*)

Ungeheuer war die Entrüstung über die Leipziger Ereignisse, über das Verhalten der Regierung in ganz Deutschland. Wenn die Regierung zweifel­los unschuldig war an dem exzessiven Waffengebrauch ihrer Soldaten, so machte sie sich nun zu deren Mitschuldigen, indem sie vor aller Welt deren Hand­lungen vertrat. So ging denn das zürnende Gedicht von Hand zu Hand, von Mund zu Munde, das Ferd. Freiligrath am 24. August in Meyenberg am Zürcher SeeLeipzigs Todten" widmete mit dem düstern Refrain:

Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht, Mein Fuß ist blutig und mein Haupt verschleiert, Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht Zwölf Tage Heuer mich zu früh gefeiert."

Es brauste grollend über Deutschland wie ein heraufziehendes schweres Gewitter und unvergessen blieb überall die Leipziger Augnstncicht.

Unvergessen blieb aber auch beim Volke das Verhalten Robert Blum's während dieser schweren Tage. An feinem Geburtstage überreichte ihm ein sehr großer Theil der Leipziger Bürgerschaft eine künstlerisch ausgestattete Dank­adresse mit Tausenden von Unterschriften bedeckt. Zahlreiche ähnliche Adressen trafen aus Sachsen und aus dem übrigen Deutschland bei Blum ein. Be­sonders merkwürdig unter ihnen ist diejenige aus Mannheim und Schwetzingen, weil sie einträchtiglich die Unterschriften aller badischen Liberalen vereinigt, die wenige Jahre später so hart sich befehden sollten. Da steht an der Spitze Carl Mathy, neben und unter ihm Adam von Jtzstein, Th. Welcker, Hecker, von Soiron, Basfermann u. A. Blum spricht am 3. November 1845 über

Wahrhaft erfreulich im Gegensatze zu dieser von einer junkerlichen Reaktion dem milden König in die Feder diktirten Antwort lautete die echt königliche Antwort des Prinzen Johann:Ich war stets von der Anhänglichkeit aller guten und loyalen Bürger Leipzigs überzeugt und bin weit entfernt davon, die Frevel eines aufgeregten Haufens einer ganzen Bevölkerung auferlegen zu wollen "

Grmzboten IV. 1878, IS