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Feuer patriotischer Begeisterung durchglüht, den „Todesgang Andreas Hofer's" dargestellt hat.
Es war am 20. Februar 1810, als sie den edlen Kämpfer für die Freiheit seines Volks aus den Kasematten der Beste Mcmtua zum Tode führten. Seinen Mitgefangenen Landsleuten wurde gestattet, von ihrem Führer auf seinem letzten Gange Abschied zu nehmen. Diesen Augenblick hat Defregger auf seinem Bilde dargestellt. Auf dem dunklen Korridor, der ans den Hof führt, wo ein Peloton französischer Soldaten des Verurtheilten harrt, ist Hofer aufgehalteu worden. Seine Getreuen, neun an der Zahl, umdrängen ihn von allen Seiten. Drei sind ihm zu Füßen gestürzt und drücken krampfhaft seine Hände oder umklammern seine Kniee. Ein alter Mann hat im Uebermaß des Leids die Hand an sein Hanpt gedrückt und schaut mit dem Ausdruck uusäg- licheu Schmerzes zu seinem Helden empor, der stolz mit aufgerichtetem Haupte dasteht und den Wehklagenden tröstende Worte der Zuversicht auszusprechen scheint. Vor ihm kniet ein jüngerer, der sein Haupt in beide Hände verbirgt, und von links her schleppt sich ein am Fuße Verwundeter an einer Krücke herbei. Er und die neben ihm Stehenden blicken fragend zu Hofer auf, als vermochten sie die schreckliche Wahrheit noch nicht zu fassen. Auf Hofer und die vor ihm Knieenden fällt aus der Thüröffnung ein breiter Lichtstrom, der sein edles Haupt verklärt. Alle übrigen Figuren stehen im Halbschatten. Die letzten verlieren sich in der Dämmerung'des Korridors: dort sieht man nur die ehrwürdige Gestalt eines Geistlichen, der mit innigem Mitgefühl auf die Abschiedsszene blickt, einen Soldaten, der zur Bedeckung gehört, und die Bajonette seiner Kameraden.
Auf der Treppe, die in den Hof führt, kauert noch ein Tiroler, der am Arme verwundet sich mühsam hinaufschleppt und nun sehnsüchtig die Ankuust Hofer's erwartet, damit cinch er noch einen letzten Hündedruck empfange. Bei diesem Manne scheint die Kraft des Künstlers, der zum ersten Male einer so umfangreichen Aufgabe gegenüberstand, erlahmt zu sein. Der französische Offizier, welcher das Peloton kommandirt, und seine Soldaten im Hofe sind sehr schlecht fortgekommen. Sie sind auffallend flüchtig und skizzenhaft behandelt und dabei so hölzern, daß eine komische Wirkung nicht ausbleibe» kaun. Der Offizier schaut zwar sehr martialisch drein; aber den Bart, den ihm der Künstler verliehen hat, trugen noch nicht die Offiziere des ersten Napoleon. Den brachte erst der Neffe des großen Ohms in die Mode, und dessen Aussehen war, wie männiglich bekannt, ein gar wenig kriegerisches.
Durch diese Vernachlässigung ist leider die Harmonie des schönen Bildes gestört. Man wird für mauche andere Mängel, für die nach akademischer Schablone aufgebaute Komposition, für die etwas theatralische Haltung Hofer's,