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genossen verwüstet: was würde eine solche Schlachtordnung nützen? sie würde jci, wenn sie auf dem für sie geschickten Termin verbliebe, weder ihren Bundesgenossen helfen, noch sich selbst retten können. Denn die Zufuhr würde leicht vom Feinde abgeschnitten werden können, da er im freien Felde Meister wäre. Wollte aber die Phalanx den ihr eigenthümlichen Platz verlassen, so würde sie über den Haufen geworfen werden. Man kann aber sogar auf ebenem Boden der Phalanx entgegen gehen, wenn man nur vorsichtig genug ist, nicht das ganze Heer dem Anfalle der Phalanx bloß zn stellen .... So haben es die Römer gemacht, und mau weiß, was der Erfolg davon gewesen ist. Die Legion dehnt ihre Front niemals so weit aus, daß sie der Front der Phalanx gleich wäre, sondern die Römer stellen den einen Theil des Heeres in den Hintergrund, und mit dem andern allein schlagen sie. Und nun mag die Phalanx das römische Treffen, oder dieses die Phalanx zurückdrücken, so wird die eigenthümliche Stellung der Phalanx uuter alle» Umständen gebrochen. Denn die vorige Stellung wird verlassen, man mag entweder vor dem Feinde weichen oder ihn verfolgen, uud man räumt, sobald dies geschieht, dem im Rückhalte stehenden Feinde eben an dem Platze, den man verlassen hat, eine Oeffnung uud einen Zwischcurcmm ein, so daß er uun nicht mehr aus der Front angreift, sondern in die Flanke und in den Rücken fällt. Da mau also demjenigen, was die Phalanx stark uud furchtbar macht, leicht ausweichen, die Phalanx selbst hingegen das, was ihr nachteilig ist, unmöglich vermeiden kann, so ist ein merklicher Vortheil ans Seite der römischen Schlachtordnung. Denn man kommt anch mit der Phalanx in mancherlei Gegenden; mau muß Lager schlagen, vorteilhafte Pässe schnell besetzen, feindliche Streifparteien einschließen, oder man wird anch selbst eingeschlossen, uud überhaupt ereignen sich oft unerwartete Vorfälle. Alle diese Unistände kommen in einem Feldzuge vor, und sie siud sehr oft entscheidend oder wenigstens wichtig. Aber in solchen Fällen ist die makedonische Schlachtordnung untauglich oder gar unbrauchbar, weil der Phalcmgite weder in kleinen Haufen, noch Mann für Mann fechten kann. Die römische Schlachtordnung hingegen ist allgemein brauchbar; denn der römische Soldat hat einen viel weiteren Wirkungskreis; er ist auf alle Fälle gefaßt und kann unter Umständen und auf jedem Boden fechten. Er behält die gleiche Fassung, ob er mit einem Heertheil oder mit einem Manipel oder nur Mann für Mann fechten muß. Ebeu diese Theilbarkeit und Biegsamkeit der römischen Legion ist die Ursache, aus der die Römer ihre Endzwecke leichter erreichen als andere. Ich habe es für nöthig gehalten, ausführlich von diesem Gegenstände zu reden, weil viele Griechen zu der Zeit, da die Mazedonier überwunden wurden, die Sache für unbegreiflich hielten, nnd manche auch nachher nicht einsehen wollten, worin die Anordnung der griechischen Phalanx der der römischen Legion nachstünde."
Soweit Polybivs. Er hat dabei natürlich die Phalanx seiner eigenen Zeit vor Augen, nicht die freier gestaltete, mit der Angriffskolonne verbundene