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verwendet wurde, geht daraus hervor, daß ihn Luther bei dieser Gelegenheit als „Sachwalter und Zinseinforderer" des Klosters bezeichnet. Da Grünberg's Druckerei sich im Augustinerkloster besunden hatte und Luft ebenfalls dem Konvent angehörte, da ferner Grünberg's Thätigkeit als Drucker mit dem Jahre 1522 aufhört, die Luft's 1524 beginnt, so liegt die Annahme nahe, daß Lnft die Druckerei Grünberg's übernommen habe. Sicher war er ein geschickter und unternehmender Mann, den Cranach und Döring für ihre Zwecke brauchen zu können glaubten. Lotter scheint in etwas unsauberer Weise von Luft übertölpelt worden zu seiu. Die Andeutung, die er giebt, daß Luft von ihm die Schrift, d. h. die Lettern, „an sich gebracht" habe, auf eine Weise, die er nicht näher bezeichnen wolle, am Ende gar dieselben Lettern, die man Lotter erst getadelt hatte, wirft kein besonders gutes Licht auf ihn. So viel ist sicher, daß Luft als Drncker zunächst hinter den beiden Verlegern, von denen übrigens Döring der eigentliche Kapitalist gewesen zu sein scheint, zurücktrat. Ihnen gehörte die Druckerei, Luft arbeitete nur für ihr Geld. Dies ergiebt sich deutlich daraus, daß Luther in seinen Briefen aus den nächsten Jahren immer nur von Döring's und Cranach's, aber nie von Luft's Geschäft redet. Noch im Jahre 1524 sendet er an Spalatin Exemplare einer neuen Auflage des Neuen Testaments, die bereits von Luft gedruckt waren. Dazu schreibt er ihm: „Ich schicke anch ein Exemplar für den jüngeren Prinzen, welches Ihr ihm in meinem Nameu empfehlen wollt; so haben es Lueas und Christian gerathen", und wenige Tage darauf schickt er ein Paar Defekte nach und bemerkt dazu: „Zugleich schickt Christian dem Kurfürsten drei vollständige Exemplare." Ebenso sendet er am 10. April 1525 eine „Epistel" an Spalatin und bittet: „Ich möchte, daß sie Lucas' Presse übergeben werde, die gerade feiert." Daß Luft schon 1524 seinen Namen auf die Drucke setzt, ist kein Beweis dafür, daß er damals als Drucker schon unabhängig dagestanden hätte. Erst allmählich trat Luft mehr in den Vordergrund und zu Luther in ein ähnliches freundschaftliches Verhältniß, wie vorher Lotter. Anfang der dreißiger Jahre schritt man, nachdem in der letzten Zeit neben manchen neuen Auflagen der bereits früher veröffentlichten Theile auch die letzten noch ausstehenden Propheten gedruckt waren, zu einer ersten Gesmumtausgabe der Luther'schen Bibelübersetzung. Sie erschien im Jahre 1534. Da trat Döring, der übrigens in diesem Falle allein, ohne Cranach, genannt wird, von dem Unternehmen zurück und verkaufte den Verlag an ein Konsortium von drei Wittenberger Buchführern: Moritz Goltz, Christoph Schramm und Barthel Vogel, die vom Kurfürsten Johann Friedrich ein Privileg auf die Bibel erhielten. Luft blieb wie bisher der Drucker, und von nun an allerdings auf lange Zeit der einzige Drucker der Lutherbibel.