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Lueas Crcmcich war einer der eifrigsten Anhänger Luther's. Aber auch der Goldschmidt Christian Döring gehörte zum intimsten Freundeskreise des Reformators. Wo Luther in den Briefen, die er von auswärts nach Witteu- berg schreibt, die Wittenberger Freunde grüßen läßt, da hebt er Cranach und Döriug stets neben einander mit Namen hervor. Auch für die Familie Döring's spricht sich in Luther's Briefen wiederholt herzliche Theilnahme ans. Döring besaß schon im Jahre 1518 eine eigene, wenn auch vielleicht nur unbedeutende Druckerei. Am 31. März 1518 schreibt Luther an Staupitz: „Ich bin der Lehre Tauler's gefolgt und seinem Büchlein, welches ihr neulich unserem Goldschmidt Christian zu drucken gegeben." Im Jahre 1524 errichtete aber auch Cranach neben seiner Malerwerkstatt, seiner Apotheke, seinem Papier- und Buchhandel eine eigene Druckerei, uud möglicherweise verschmolz er mit ihr die Döring'sche. So entstand diejenige, nm deretwillen Lotter nicht wieder in Cranach's Haus gelassen wurde. Augenscheinlich hängt die Errichtung der Cranach'schen Druckerei mit der Beseitigung Lotter's zusammen. Cranach und Döriug mochten, allerdings nicht ohne Neid, gesehen haben, welche glänzenden Geschäfte Lotter mit dem Drucke der biblischen Bücher, vor allem mit dem des Neuen Testamentes, seit 1522 gemacht hatte. Es verdroß sie, daß ein Auswärtiger, der nur mit dem einein Fuße iu Witteuberg, mit dem andern in Leipzig staud, den Wittenbergern so reichlichen Gewinn vor den Augen wegnahm, uud so wünschten sie im Stillen, das Unternehmen, das Lotter bisher mit seinen Mitteln betrieben hatte, in ihre Hände zu bekommen. Irgend ein Vergehen, das Lotter sich zu Schulden kommen ließ, kam ihren Wünschen entgegen und bot ihnen die willkommene Handhabe, ihn zu verdrängen. Nun waren aber beide durch ihre sonstige Thätigkeit jedenfalls derart in Anspruch genommen, daß sie der Druckerei nicht selbst vorstehen konnten, sondern sich nach einem besonderen Drucker umsehen mußten, um bloß die Verleger spielen zu dürfen. Als Lotter merkte, was gegen ihn im Werke war, suchte er wenigstens einen Theil seines bisherigen Gewinnes zu retten und bot sich als Drucker an, während das buchhändlerische Geschäft seinen beiden Gegnern überlassen bleiben sollte. Trotz Luther's Verwendung wies man ihn ab und nahm einen andern Drncker: Hans Luft. Dies muß der Hergang der Sache gewesen zu sein.
Wo Hans Luft, den Lotter in seinem Schreiben an den Kurfürsten als „fremden Drucker" bezeichnet, plötzlich herkam, ist völlig unbekannt. Luther erwähnt ihn zum ersten Male in einem Briefe an Spalatin vom 29. April l524. Dort wird er von dem Augustinerprior zu Wittenberg, noch kurz vor der Aufhebung des Klosters, an den Hof geschickt, um einige rückständige Klostergefälle einzutreiben. Daß er damals nicht zum ersten Male in solcher Kommission Grenzboten III. 1373. 33