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Die Entwicklung des altrömischen Kriegswesens. V : die Zeit des ersten punischen Krieges.
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Dienste der Legionen blieb der Schiffsdienst stets gering geschätzt. Unterthanen oder gar Sklaven bildeten die Bemannung, hellenische Jtalioten das Offizier­korps. Der italische Baner war wasserscheu, und leugnen läßt sich nicht, daß der Schiffsdienst, so lange es sich um Rndergaleeren handelt, wenig Anlockendes und Edles hat. Dennoch hätte man feste Seelegionen aufstellen und wenig­stens ein echtrömisches Seeoffizierkorps bilden können. Nichts von alledem geschah; niemals haben die Römer nach dem finnischen Kriege wieder Flotten ausgerüstet, wie sie bei Mhlae und Eknomos kämpften, und daß sie sich in der Folge, zu den Zeiten ihrer unumschränkten Macht die Seeräuber über den Kopf wachseu ließen, bis der Hauptstadt selbst die Zufuhr abgeschnitten ward und die kampanischen Landsitze nicht mehr sicher waren, ist eine Schande. Unverkennbar nimmt mit der Abnahme des Hellenismus in Italien auch die römische Seeherrschaft wieder ab. Dennoch ist das römische Flottenwesen in seiner unbehilflichen Großartigkeit immer noch die hervorragendste Schöpfung dieses langen Krieges.") Schlimm waren die Mängel der Heerführung, welche in der Staatsverfassung wurzelten. Bei Beginn des Krieges fehlte jeder Be­griff von der Größe des Unternehmens, in das man sich einließ; nach und nach aber drängte sich die Unzulänglichkeit des römischen Systemes auf: die wirthschaftlichen Schwierigkeiten, welche mit der allgemeinen Wehrpflicht bei so lange andauernden Kriegen unvermeidlich verbunden sind, das Fehlen fester Oberleitung, der Mangel militärischer Fachbildung bei den Konsuln namentlich für den Seekrieg, und endlich der Schaden, der aus dem jährlichen Wechsel der Feldherren entsprang.

Die dem Pfluge und den Ihrigen entzogenen Bauern zeigten sich schwierig, wenn man sie im Herbst bei der Fahne behalten, wenn man sie über die See nach Afrika führen wollte. Man mußte zu dem Mittelwege schreiten, wenig­stens ein konsularisches Heer jährlich aus Sizilien nach Rom zurückkommen zu lassen; aber der Zwang, die Ueberwinternng auf dem Kriegsschauplatze auf nur 2 Legionen zu beschränken, hatte natürlich große Nachtheile für die Operationen, und selbst die Verlängerung der ununterbrochenen Dienstzeit auf IV2 Jahr stieß schon auf sozialpolitische Schwierigkeiten. Um den Soldaten für die längere Abwesenheit so viel als möglich schadlos zu halten, dienten zwei Mittel: die Überlassung der Beute und die Entschädigungen nach Ablauf der Dienstzeit. Die Aussicht auf Beute milderte die Schroffheit der allge­meinen Wehrpflicht und lockte Freiwillige an; sie war auch schon früher vor­gekommen; aber erst im sizilischen Kriege wurde die Ueberlassnng der Beute ein regelmäßiger Brauch, ein Recht der Truppen. Das zweite Mittel, den

->) Mvmmscn a. n, O, Grenzboteu III. 1878.

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