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Arm sich nach und nach aus, und das verarmende Karthago ermattete früher als das niemals reich gewesene Rom.*)
Der Unterschied in der finanziellen Leistungsfähigkeit beider Staaten war um so wichtiger, als der Krieg zum großen Theile zur See ausgekämpft wurde und die Ausrüstung von Flotten ja stets weit kostspieliger ist als die Aufstellung von Landheeren, besonders für einen Staat, der wie Rom überhaupt zum ersten Male als Seemacht auftrat. Man begreift die Leistungsfähigkeit Rom's auch nnr dann, wenn man sich erinnert, daß ihm die maritimen und die pecuniären Kräfte von sämmtlichen griechischen Staaten Italien's und zuletzt auch die von Syrakus zur Verfügung standen, und daß in jener Zeit der Kindheit der Schiffahrt die Flotten noch nicht bleibendes Erbgut der Nationen waren, sondern sich herstellen ließen, wo es Bäume, Eisen und Wasser gab.
Die Taktik des antiken Seekrieges bestand darin, daß man dem feindlichen Schiffe die Langseite abzugewinnen und auf diese mit aller Wucht losfahrend es in den Grund zu bohren suchte. Zu diesem Zwecke führten die Schiffe am Vordertheile unter der Wasserlinie scharfe Schnäbel von Eisen, welche in die hölzernen Seiten der gegnerischen Fahrzeuge eindrangen und sie leck machten. Es kam also alles darauf an, daß der Kapitän fein Schiff völlig in der Gewalt hatte, um mit der größten Schnelligkeit ausweichen, schwenken und zustoßen zn können. Der Kampf mit Geschossen vom Verdeck aus hatte ganz untergeordnete Bedeutung; auch die Schiffsartillerie spielt nur eine Nebenrolle; in der Kühnheit und Gewandtheit der Schiffsmanöver lag das Geheimniß des Sieges, und eben darin waren die Karthager Meister.
Es ist nun ein echt römischer Gedcncke, ebenso konsequent wie genial, die nautische Jnferiorität auszugleichen, indem man das Landgefecht ans den Seekrieg übertrug. Die Erfindung der Enterbrücken bezeichnet den ersten römischen Seesieg, den des Gains Duilius an der Landspitze von Mylae (nw. Messana's) 260. Die Hälfte der karthagischen Flotte, mehr als 50 Schiffe, wurde versenkt oder genommen; Rom war plötzlich eine Seemacht geworden und hatte die Mittel in der Hand, den Krieg energisch zn Ende zu führen.
Vier Jahre nach dem Siege des Duilius erfochten die römischen Flotten den weit größeren Triumph bei Eknomos und übertrugen nun den Krieg nach Afrika. Hier aber erlitten sie, wesentlich in Folge der schlechten Dispositionen ihres Feldherrn Regulus, im Jahre 255 eine vollkommene Niederlage durch den im punischen Dienste steheuden spartanischen Feldherrn Xanthippos, einen Mann von großem Organisationstalent und hoher strategischer Einsicht. Nun ergriff Karthago die Offensive, und für die Römer folgte in dem langen
*) Monunsm a, a. O.