Die Lniwicliel'ung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. I.
Von dm Anfängen bis zum Vcuschcu Kriege.
Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist Italien die rein europäische. Denn die Lage der Balkan-Halbinsel mit der reich entwickelten Ostküste und ihrer Inselwelt deutet nach Asien; die der Pyrenäen-Halbinsel weist nach Asrika und auf den Ozean; Italien dagegen nimmt zwischen den Gliedern Europas im Becken des Mittelmeeres eine centrale Stellung ein, und dieser entsprang seine völkerverbindende und völkerbeherrschende geschichtliche Sendung. Keineswegs aber bietet die geographische Lage Italiens nur günstige Bedingungen. Die Ostküste ist Hafen- und inselarm; sie hat daher immer nur zn untergeordneter Bedeutung gelangen können, und ihre Bevölkerung ward stets bevormundet von der des höher entwickelten westlichen Theils. Die sehr große Ausdehnung des Litorales bei geringer kontinentaler Breite erwies sich einer näheren Verbindung der italischen Stämme nicht günstig, zumal die Gebirgs- struktur das Land in viele Thäler und abgeschlossene Gestadelandschaften zerschneidet. Ein natürlicher Mittelpunkt sehlt, uud der Verkehr uicht weniger Gebiete vollzieht sich leichter zur See als zu Lande. — Wohl hat man Meer und Alpeu als natürliche Befestigungen Italiens gepriesen; aber die See schließt nicht nur ab, sondern öffnet auch, und fast alle Alpenpässe steigen vom Auslande her weniger steil empor als von der italischen Seite, oder sie theilen sich uach dieser in so viele Nebenarme, daß nnr überlegene Kräfte einem Eindringlinge mit Erfolg entgegentreten können.'") — Dieser Lage entspricht
*) Daniel: Handbuch der Geographie. Leipzig 1872. Greuzboteu III. 1v7L,
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