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Filigranarbeiten, die Pokale und Becher verweil, die bis zur Durchsichtigkeit polirten, silberbeschlagenen Bisonhvrner, die als Tafelaufsätze dienen, die Hardahs, d. h, die Pavillons, die auf den Rücken der Elephanten gelegt werden, die kunstvollen Emailarbeiten, besonders HiNs.il eloiscmnü, welches die indischen Kunsthandwerker mit unvergleichlicher Sauberkeit auszuführen wissen, die Kupfergefäße mit Gold- und Silberinkrnstation — ich würde kein Ende finden, wollte ich alle diese Herrlichkeiten Revue Passiren lassen. Um eines jener polirten Bisonhvrner, ein Exemplar von besonderer Größe und Schönheit, welches von drei schwarzbraunen Bronzefiguren getragen wird, ringelt sich eine große, silberne Schlange, deren Augen durch grüne Diamanten dargestellt sind. Ein silbernes Theeservice hat die Gestalt eines Bananenbauius. Tassen, Kannen und Becher hängen wie Bananen in den Zweigen nmher. Zu den Prunkstücken der Sammlung — und damit sei unsere Umschau beendet — gehört auch ein Nargileh, indisch Hvokah genannt. Er steht auf einer rothen, mit Gold gestickten und dicht mit weißen Perlen besetzten Scnnmetdecke, die so groß ist> daß sie zugleich den Raum für den Sitz des Ranchers gewährt. Der Kopf der Pfeife ist mit starkem Goldblech beschlagen, das mit wundervollem Zellenschmelz verziert ist.
Inmitten dieser Herrlichkeiten erhebt sich ans hohem, mit Reliefs geschmücktem Piedestal die bronzene Neiterstatue des Prinzen von Wales von I. E. Bvehm, welche ein Privatmann, Sir Albert Scissoon, auf eigene Kosten hat anfertigen lassen, um sie der Stadt Bombay znr Erinnerung an den Aufenthalt des englischen Thronerben in Indien zu schenken.
Die linke Seite der Ehrengalerie nimmt eine stolze Säulenarchitektur in den Formen der italienischen Renaissance ein. Zwei Triumphbogen und sechszehn gekuppelte Säulen aus lichtbraunem Holz mit vergoldeten Kapitalen umschließen eine Reihe von Nischen, auf deren Rückwänden die herrlichsten Erzeugnisse der französischen Gobelinmanufaktnr ausgespannt sind, während auf den Simfen uud Postamenten, ans einer halbkreisförmigen Empore am Anfang und am Ende der Säulenreihe die prachtvollsten Exemplare der Porzellanfabrik von Sevres aufgestellt sind.
Zwei Jahrhunderte sind verflossen, seitdem die von Jean Gobelin gegründete Tapetenweberei in den Besitz des Staates übergegangen ist. Alle Regierungen, die Orleans uud die Bourbvus, die Republikaner und die Napo- leoniden haben die Gobelinfabrik des Staates mit gleicher Sorge gepflegt, und so hat sich ein Jnstitnt entwickelt, das auf der Welt ohne Gleichen dasteht. Was zwei Jahrhunderte in stetiger Entwicklung geschaffen, vermochten selbst die Mordbreuner der Kommuue nicht zu zerstören, als sie an dem Schreckenstage des 25. Mai 1871 die Brandfackel in das Etablissement schlenderten.