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Die Pariser Weltausstellung. 2 : das Marsfeld. - der Industriepalast. - die Straße der fremden Nationen.
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lichen Anstrengungen, welche auch die nene Regierung macht, uiu das Bestehende zu erhalten und zu verbessern und dem alten Netze immer neue Maschen ein- znsügen. Auf großen Tischen sehen wir Modelle von Brücken, Via- uud Aquä­dukten, die sich oft in doppelter Reihe übereinanderschwingen, Miniatnrkvpien der berühmtesten Lenchtthürme, Siguallaternen nnd Rettungsböte. Eines der Leuchtthurmmodelle, das eiues fünfstöckigen, ist der Länge nach durchgeschnitten. Wir erhalten einen Blick in's Innere nnd sehen, wie die Franzosen, welche die Kunst zu leben, wie keine zweite Nation verstehen, anch für die Männer sorgen, deren Wachsamkeit das Leben von Tausenden anvertraut ist. Eine saubere Küche, eine kleine Bibliothek, ein Wohnzimmer und hoch oben, der Laterne am nächsten, das Schlafgeinach also ein Komplex von Räumen, der auch dem einsamen, von der Brandung umtobten Bewohner des Lenchtthurmes das Leben werth nnd angenehm macht. Eine besondere Sorgsalt wird auf die Politur uud die Zusammenstellung der Metallscheiben verwandt, welche das Licht der Leuchtthurmslaterue umschließen und dasselbe oft zwanzig und drei­ßigfach reflektiren.

Dicht neben dem Pavillon der öffentlichen Arbeiten ist die Maschinenaus­stellung Schneider's in Creuzot, des französischen Krupp, etablirt. Es ist ihm gelungen, kürzlich einen Dampfhammer zn koustruiren, der den Tausendeentner- hammer der Krnpp'schen Werke uoch um 500 Centner übertrifft.

Wie im Jahre 1867 die Krupp'sche Gußstahlkanone das Mirakel der Aus­stellung war, sollte es Heuer der Creuzot'sche Dampfhammer sein. Aber die Bahnverwaltnugen weigerten sich das Ungethüm zu transportiren, und so mußte man sich damit begnügen, vor dem Crenzot'scheu Pavillon ein hölzernes Modell des Giganten aufzurichten. Der Haupteffekt ist dadurch freilich verloren gegaugeu, denn das grau angestrichene Gerüst, das beinahe der Eindruck einer Guillotine macht, imponirt nicht sonderlich, am wenigsten dem, dessen Trommelfell bereits unter dem furchtbaren Dröhnen des HammersFritz" in Essen vibrirt hat.

Wir lassen die Ausstellnng der Cementfabriken, die Eisengießereien, die englische Maschinenhalle mit ihren Säe- und Mähmaschinen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen, bei Seite nnd steigen die Stufen empor, die uns zu der mächtigen Hauptfrvnt des Jndustriepalastes, zur 6u.1üi'I(z ck'llormsur, fuhren.

Der Jndustriepalast ist eine einzige, gewaltige Halle, die größte, die jemals von Menschenhand ausgeführt ist. Sie bedeckt eiu Areal vou 252,000 Quad­ratmetern und hat eine Länge von 700 Metern bei einer Breite von 300. Glas und Eisen sind die Hauptmaterialien, die zur Herstellung dieses Riesen­baues gedieut haben. Dem Eisen, aus welchen sich der Banstil der Zukunft herausbilden soll, sind bis jetzt noch keine decvrativcn Reize abgewonnen wvr-