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Vom deutschen Reichstage.
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mühte man sich, der Regierung, welche ihren Standpunkt festhielt, zu Hülfe zu kommen; für jetzt jedoch vergebens: die Kommissionsvorschläge wurden nur unerheblich veräudert mit 123 gegen 117 Stimmen angenommen. Angesichts dieser sehr geringen Majorität kann die Frage noch durchaus nicht als ent­schieden betrachtet werden.

Der Nvrmalarbeitstag war durch eiuen sozialdemokratischen Antrag in die Debatte gebracht worden. Wenn die Schweiz sich im vorigen Jahre nach langen Kämpfen zur Einführung des Normalarbeitstages entschlossen hat, so läßt sich von Deutschland behaupten, daß auch heute uoch die öffentliche Meinung eiuer gesetzlichen Reglementiruug der Arbeitszeit für erwachsene Arbeiter ganz überwiegend widerstrebt. Znm Mindesten wird man gut thuu, erst die Erfahrungen abzuwarten, welche in der Schweiz mit der neuen Ein­richtung gemacht werden. Das Schicksal des sozialdemokratischen Antrags war von vornherein besiegelt. Er hat denn auch offeubar Herrn Most nur die Gelegenheit bieteu sollen, wieder einmal mit den bekannten abgestandenen Tiraden gegen alles Mögliche und noch einiges Andere zn Felde zu ziehen.

Die nene Woche, in welcher die Tabaksenqnetevorlage zur Verhandlung kommen wird, kann die bedeutungsvollste der ganzen Session werden. Wenn diese Zeilen an die Öffentlichkeit gelangen, ist die Entscheidung über den Gesetzentwurf vielleicht bereits erfolgt. Prophezeien hätte also in diesem Augenblicke keinen Sinn; jedoch nur in soweit, als das Verhältniß zwischen Regierung und Reichtagsmehrheit in Frage steht. Was den eigentlichen Zweck der Enquetevorlage, die materielle Vorbereitung des Tabakmonopols oder einer ebensoviel ertragenden Fabrikatsteuer betrifft, so wird derselbe ohne allen Zweifel mit großer Majorität abgelehnt werden. X-

Keneral Hraf Gaset.

Zur Geschichte Friedrich des Großen und seiner Zeit von Kurd v. Schlözer.

Wir haben hier eine umgearbeitete und durch eingehendes Quellenstudium vermehrte zweite Auflage vor uns, die erste erschien bereits 1856. Es handelt sich nicht allein um ein Portrait Chasot's, über dessen Lebensgang sich übrigens selbst in Militär-Encyklopädien vielfach falsche Angaben eingeschlichen haben, vielmehr um ein historisches Gemälde, in welchem der Weise von Sanssouci eine der Hauptfiguren einnimmt. Wir wissen, daß der große König nicht nur