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schaft eineil großen Cvup auszuspielen, indem sie der geordneten konstitutionellen Gesetzesberathung die Autorität des Fürsten Bismark gegenüberstellt und frischweg das ganze Volk für die letztere gegen die erstere Partei ergreifen laßt. Das Manöver ist von einer so bodenlosen Lächerlichkeit, daß selbst die Empörung, welche jeder rechtschaffene Mann über diese frivole Konfliktshetzerei empfinden muß, hinter der nachhaltigen Heiterkeit über solch' genialen Beurtheile! des Volkswillens zurücktritt.
Die Hauptsache übrigens, welche Fürst Bismarck mit dem Nachtragsetat allem Anscheine nach erstrebte, hat er doch erreicht. Seine Gründe für die Errichtung eines Eisenbahnministeriums liefen durchweg auf den Nachweis der Nothwendigkeit einer energischeren Eisenbahnpvlitik hinaus; die Grundstimmung, aus welcher der ganze Vorschlag hervorgegangen, war offenbar die Unzufriedenheit des Reichskanzlers mit dem Handelsminister Achenbach. Nun ist der letztere gegangen und der nach der allgemeinen Ansicht für das Eisenbahnministerium designirt gewesene Unterstaatssekretär Maybach an seine Stelle getreten. In der Sache kann also nunmehr die neue Phase der Eisenbahnpolitik ebenso ungehindert in Szene gesetzt werden, wie wenn das Eisenbahnnnniflerinm bewilligt worden wäre.
Unmittelbar nachdem der Justiz minister Leonhardt in der vereinigten Sitzung beider Häuser des Landtags die königliche Schlußbotschaft verlesen hatte, erschienen im Staatsanzeiger die neuen Minister Graf Botho Eulenburg, Hvbrecht und Maybach; der Vizepräsident Graf Stolberg-Wernigerode mußte aus der formalen Rücksicht, daß der Nachtragsetat noch nicht gesetzlich vollzogen war, ein wenig länger auf die amtliche Publikation warten. Der Gerüchte und Muthmaßungen über die demnächstige Haltung des also rckonstrn- irten Ministeriums, ist Legion. Man thut am besten, die Thatsachen abzuwarten. Das Eine aber, wir wiederholen es, steht fest: Das neue Ministerium ist nicht der Ausdruck jener innigeren Uebereinstimmung zwischen Regierung und Volksvertretung, deren Herstellung die besten Patrioten, als die durch das Wohl des Landes dringend gebotene Lösung der schweren inneren Krise betrachtet hatten. v. ».