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licht wissen wollte. Clcmsewitz' hinterlassene Werke waren geradezu epochemachend in der Militärliteratur.
Nimmt nun der Schriftsteller Clcmsewitz schon nnser ganzes Interesse in Anspruch, so nicht weniger der Mensch nnd der Soldat in seinem Denken, Schaffen und Wirken. Er war eine hohe sittliche Erscheinung, ein seltener Kopf, ein edles Gemüth, jeder Zoll ein Ritter, kurz ein ganzer Mann. Mag sich auch sein Ruhm zunächst auf jene Werke gründen: seine ganze und volle Bedeutung für die Armee, ja für das ganze deutsche Volk lernt man doch erst würdigen in Betrachtung seines edlen Charakters, seiner patriotischen Gesinnung und Wirksamkeit in großer, schwerer Zeit, so wie seines ganzen inhaltreichen Lebens.
Der Verfasser des nuten angezeigten Werkes*) hat es unternommen, eine patriotische Schuld abzutragen uud ein Lebensbild jenes Mannes zu veröffentlichen, das nicht nur in militärischen, sondern in allen Kreisen, die sich noch für echten Patriotismus, für die Höheu eines edlen Geistes, kurz für die Ideale des Lebens erwärmen können, die dankbarste Aufnahme finden wird. Will man Clcmsewitz als ganzen Menschen in der Tiefe seines Gemüthes erfassen, baun bedarf es einer ganz besonderen Würdigung des Verhältnisses zn seiner Gattin. Was er als Mann bedeutete, das war sie als Frau; sie war ein Theil seines Wesens und eine der Edelsten ihres Geschlechts. Der Verfasser hat denn auch in der Biographie dem zweiten Ich des Helden die berechtigte Stellung angewiesen und wir erhalten auch von Frau von Clcmsewitz ein volles Lebensbild.
Ehe wir jedoch in eine nähere Besprechung des Werkes eingehen, sei es uns gestattet, einen kurzen Lebensnbriß von Clcmsewitz zu geben. Sein Vater, früher Offizier in der Friedericicmischen Armee, hatte in Folge einer Verwundung früh den Abschied nehmen müssen und war als Aeeise-Einnehmer mit einem Gehalt von 300 Thalern in Burg angestellt. Dort wurde Carl von Clcmsewitz, als der jüngste von vier Brüdern, am 1. Juni 1780 geboren. Bis zu seinem 12. Lebensjahre besuchte er die Stadtschule seines Heimathsortes uud trat dann in das Infanterie-Regiment Prinz Ferdinand zu Potsdam als Junker ein. Nach Jahresfrist zum Fähnrich avcmcirt, erhielt er in der Rhein kcunpagne 1793 uud 1794 die Feuertaufe. Im noch nicht vollendeten 1l>> Lebensjahre erfolgte seine Ernennung zum Lieutenant. Nach dem Frieden von Basel kostete er bis 1801 in Neu-Ruppin die Leiden nnd Freuden einer kleinen
*) Leben des Generals Carl von Clcmsewitz und der Frau Maria von Clansewitz, geb. Gräfin von Brühl mit Briefen, Aufsätzen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken von Karl Schwartz, in zwei Bünden. Berlin, Fcrd. Dünunlers Verlagsbuchhandlung, 1K7S. Jeder Band enthält ein Portrait, das des Generals und der Frau von Clcmsewitz.