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verlassen. Mehr als eine steinerne Säule, der Glaube au eiue Welt, die eiust allmächtig schien, bricht hier zusammen.
Karl der Große besaß eiu Weltreich im eminentesteu Siuue, denn Stämme, die dnrch Welttheile getrennt sind, standen uuter seinem Szepter, uud ihneu alleu stand er mit gleicher Macht gegenüber. Das zweite Bild vvn Rethel zeigt uus die Sarazeueu in der Schlacht von Cvrdova. Es ist wieder jenes geheimnißvvlle, sturmbrausende Geschlecht des Ostens, das den fränkischen Heeren gegenübersteht, sie sind mit Thierköpfen uud grausigen Maske« geschmückt, um Roß und Reiter zu schreckeu, aber der Frankenkönig hat den Pferden seiues Heeres die Augen verbinden lassen, bevor er in den Kampf ritt. Er selber stürmt wider den Wagen, der die Fahne der Sarazenen trägt, und unter den Hnfen seines Hengstes wird sie zertreten.
Dann trifft die Reihe der Besiegten die Lombarden; die eiserne Krone auf den Händen wiegend, zieht Karl in Pavia ein, zu seiuer Seite Desiderius, der gefangene König, uud seiu schluchzeudes Weib. Aber Pavia war uicht sein letztes Ziel; er, der sich den Schutzherrn der Kirche uauute, der das römische Weltreich deutscher Natiou geschaffen, er sollte auch in Rom den höchsten Tag seines Ruhmes finden. In der Peterskirche wird er am Weihnachtstage des Jahres 800 von Papst Leo gekrönt; ringsnm wogt das Volk in jubelnden Massen.
Wenn aber alle diese Bilder ihre unbestreitbare Macht auf uns üben, so sind ihnen doch jene uvch au Wirkung bedeutend überlegen, die ganz speziell auf deutschem Boden ruheu, uud deren sind es vor allem noch zwei aus der Geschichte Karl's: Der Dvmbau zu Aachen und die Bekehrung Wittekind's.
Der Dom zu Aachen ist das einzige Münster, das ans der Karolinger- Zeit noch in Deutschland erhalten blieb, obwohl auch hier viele Theile erst durch späteren Anban, hinzukamen. Karl selbst leitete den Bau. Seine Getreuen, Aleuiu, Einhard, Odo vou Metz find um ihn versammelt, seine Familie umringt ihn — da kommeu die Legaten des Papstes, nm den Segen und die Gescheuke Roms zu überbringen. Das ist der Augenblick, den der Künstler für seine Darstelluug gewählt hat, nnd obwohl er selber das Bild eigentlich als ein Familienbild Karl's bezeichnete, so empfinden wir doch den großen und weiter- greifeuden Eindruck jener Begegnung. Das Geschenk besteht in den berühmten Marmorsäulen aus Ravenna, die jahrhundertelang das Münster schmückten, bis sie ein Raub der Franzosen wurden.
Hinreißend schon ist ans dem folgenden Bilde die Gestalt des Wittekind, wie er gesenkten Hauptes oben auf den Stufeu kniet, um das geweihte Wafser Zu empfangen, neben ihm, gebieterisch, hoch aufgerichtet, sein Besieger Karl uud rings umher die Schaar der Möuche. Welche Ströme vou Blnt sind gestoßen, bevor es dahin kam, bevor der trotzigste von allen — Wittekind - seiu Haupt