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Zwei ungedruckte Goethebriefe.
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Zwei ungedruckte Hoetheöriese.

Mitgetheilt von Burkhardt.

1.

Goethe an Voigt.*)

prcies. den 27. Juni 1798.

Recht herzlichen Dank, daß Sie mir von Ihrem Befinden Nachricht geben und mich einen Blick in ihre Zustände thun lassen. Alles, was sich auf ein beschränktes Local gründet, ist und bleibt unveränderlich. Genau an der gleichen Lebensweise nahm ich vor so viel Jahren Theil und freue mich, wenn die Anlage, zu der ich damals beytrug nicht ganz mißrathen ist.

Empfehlen Sie mich unsern gnädigsten Herrn cmfs allerbeste und versichern ihn meiner lebhaftesten Freude über sein Wohlbefinden. Seine Erhaltung so wie seine Zufriedenheit mnß nns immer das wünschenswertheste für ihn und andere bleiben.

Mein hießiger Aufenthalt war diesmal sehr fruchtbar, ich habe mein Cvntingent znm Almanach gestellt und kann nun wieder an andere Arbeiten gehen, auch ist in natürlichen Dingen mancher Vorschritt geschehen.

Schellings kurzer Besucht) war mir sehr erfreulich; es wäre für ihn und uns zu wünschen, daß er herbeygezogen würde; für ihn, damit er bald in eine thätige und strebende Gesellschaft komme, da er in Leipzig jetzt ziemlich isvlirt lebt, damit er auf Erfahrung und Versuche und ein eifriges Studium der Natur hiugeleitet werde, um seiue schönen Geistestalente recht zweckmäßig anzuwenden. Für uns würde seine Gegenwart gleichfalls vortheilhaft seyn; die Thätigkeit des jenaischen Kreises würde, durch die Gegenwart eines so wackern Gliedes, um ein ansehnliches vermehrt werden; ich würde bey meinen

5) Geheimes St-mts-Archiv in Weiinnr. **) Ende Mai ncich Goethc-Bvigt's Briefwechsel, S, 213214. Grenzboten IN, 1877.