Uebrigens bedeutet Lümmel soviel als Stier, und so haben wir auch hier die Andeutung eines Opfers.
Uralten Ursprungs dürfte auch der Gebranch gewesen sein, nach welchem in der sog. Klöpfelsnacht Schaaren von Kindern durch die Stadt zogen, bei Bekannten und Unbekannten an die Thür klopften und dazu sangen:
„Klopf an, Klopf an, 's Frauerl hat ein schönen Mann, Gibt mir d' Frau ein Kücherl z' Lohn, weil i's Herrl g'lobt han. Will sie mir kein Kücherl geb'n, Will i's Haus auf d' Seiten leg'n; D' Henna will i all dcrschlag'n, N' Gockl will i im Hvf rumjag'n!"
So schlimmer, wenn anch mit Schmeichelei verquickter Drvhnng gegenüber blieb den Frauen natürlich nichts übrig, als den Kindern die erbetenen „Kücheln" zu spenden. Dieser Gebranch knüpft an den Glauben an vorgeschaffene Seelen an, der sich, wie bei den Juden, so bei den alten germanischen Völkern findet. Die Nahrung heischenden Kinder berühren sich mit den vorgeschaffenen Seeleu, deuen in der ahnungsreichen Zeit der Nauchnächte leibliche Wvhnstätten geschaffen werden, und mahnen die Hausfrau an das kommende Wachsthum der Familie, deren Haupt sie schmeichelnd rühmen.
Auch eine Reihe von Gebräuchen reiu christlichen Ursprungs, die sich nun längst verloren haben, war damals noch in Uebung. So der Umritt der Knaben mit Fähnchen in der Hand auf Eseln um die Psarrkircheu am Palmsonntag und das Gregorifest, das freilich so, wie es in München gefeiert wurde, von seiller alten kirchlichen Form keine Spnr mehr zeigte. Ursprünglich hatte die Schuljugend aus ihrer Mitte eiueu Bischof und zwei andere Kleriker gewählt, dieselben mit geistlichem Gewände angethan und war mit ihnen zur Kirche gezogen, um dort nach einer possenhaften Feierlichkeit einen wirklichen Priester Predigen zu hören, ein Gregoriuslied abzusingen und dann mit Bretzeln beschenkt Zu werden. In München dagegen war damals der Schauplatz des Festes die Schießstätte auf dem Areal des heutigen Centralbahnhvfes. Da versammelte sich die Schuljugend bei Bier, Wein und Meth, bei Gesottenem nnd Gebratenem und vergnügte sich durch Ringelspiel und eiue drei Minuten dauernde Fahrt Ul einem vergoldeten Muschel-Wagen über den grünen Anger. In unseren Tagen haben der h. Nikolaus und der Klanbcmf mit ihren vergoldeten Nüssen und Aepfeln und der langen Nnthe aus Birkenreisern dem Christkind weichen "Nissen, das den Münchnern erst seit dem Einbürgern norddeutscher Protestanten den lichtstrahlenden Baum und Weihnachtsgeschenke bringt. Gleichwohl blieb damals Weihnacht keineswegs ohne fromme Erinnerung. Schon Wochen vorher wurden Figuren, welche die heilige Familie darstellten, auf Bestellung herum-