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Ccircuwnicn und Complimeut Nutzen ja kein Flickcriuent.
Die jetzige „Weite Gasse" ward damals zu einem guten Theil von dem mit einer hvhen Mauer umgebenen Garten der Conventsgenvssen des feinsiuui- gen Dichters des erwähnten Singspieles eingeuvmmeu und hieß darum die „Enge Gasse". Gegenüber der Angustinerkirche befand sich schon in jener Zeit ein Gasthaus, „zum Bauhos" oder auch „zum Stvrcheu" geheißen. Es zeigt jetzt die Hausnummer 3 an der Neuhansergasse nnd enthält eine vielbesuchte Weinwirthschaft, „zur Wartburg", auch „zum Teuor-Mnier" genannt. Hier Pflegten sich Georg von Lori, Dominik von Liebrunn, Felix von Oefele und ihre Freunde zu anregenden Gesprächen zu versammeln, ehe Kurfürst Max III. am 28. März 1759 die von ihnen vorbereitete Akademie der Wissenschaften bestätigte. Und ebenda entgingen sie nnr mit knapper Noth größerem Unheil, als eine von lichtscheuen Pfaffen aufgestachelte Meuge das Hans tobend nnd Steine schleudernd umstand. Jetzt hat sich dort die Zwanglose Gesellschaft niedergelassen, welche die geistigen Spitzen Münchens zu ihren Mitgliedern zählt.
Vom Neuhauserthor sind zur Herzogspitalgasse nur einige Dutzend Schritte. Das Hauptgebäude derselben war das kurfürstliche Hofspital, jetzt den Sorgi- tinennonnen überlasseu. Auf einem Nebenaltar der Kirche steht seit 1676 eine gut geschnitzte Statue der heiligen Maria, bekannt unter dem Namen der Mutter Gottes vom Herzogspital, die 1690 mehrmals die Angen bewegt haben soll, worauf der Bischof von Freising sie zum Mirakelbild erklärte. Als Kurfürst Max III. 1777 im Sterben lag, ließ er sich die Statue mit großem Gepränge an sein Bett bringen, und sein Leibarzt Dr. Saenftl ließ ihn, da er wit seinem Latein zu Ende war, eine kleine Abbildung derselben als Arznei verschlucken. Aber weder das eine noch das andere Mittel schlug an; er starb am 30. Dezember 177? an den Blattern, die Saenftl für die Masern gehalten.
An der nahe gelegenen Kreuzgasse befanden sich das Stadt-, Bruder- und das Hofwnisenhaus, wvvou das erstere zur Verpflegung bürgerlicher armer Kranker diente. Die benachbarte Sendlingergasse, außerhalb dem Ruffini-Thurm an der Fürsteufeldergasse beginnend, war schon vor hundert Jahren wie heute noch einer der Hanptsitze der Gewerbe. In ihr war auch das städtische Waisenhans, freilich sehr ungeeignet, untergebracht. Alter Uebung gemäß besaßen viele reiche bairische Kloster in München mehr oder minder stattliche Behausungen, nnd von der des Klosters Fürstenfeld hatte die Fürstenfeldergasse ihren Namen erhalten. In gleicher Weise besaß das Kloster Ettal an der Kaufingcrgasse ein Haus, von dessen Bildschmuck oben die Rede war.