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Die Befestigungswerke mit ihren beiden von zahlreichen Thnrmäten) gebrochenen Mauern und den Basteieu zwischen zwei Wassergräben beg'.r benördlich vom Hofgarten beim Schwabinger Thor, zogen sich den heutmch Maximiliansplatz zum Frauenthor und ferner zum Neuhauser- (jetzt Karls-^, Thor hinauf, folgten dann der heutigen Svnnenstraße zum Sendlinger-Thor, wendeten sich beim Angerthor uüeder nördlich, am Einlaß- und Jsarthor vorüber ziehend, uud kehrten nm das Kvstthor herum zu ihrem Ausgangspunkte zurück. Diese Werke wurdeu uur an: Schwnbiuger-, Neuhauser-, Sendlinger-, Einlaß- und Jsarthor von Ans- uud Zugäugen durchbrochen.
Die Stadtthore wurden im Winter um 9, im Sommer nm 10 Uhr geschlossen, so daß, wer später kam, nnr beim sogenanuteu Einlaß in die Stadt gelangen konnte, wo dann für jede Person, für jedes Pferd und jeden Hnnd 6 Kreuzer (18 Pfennige) erlegt werden mußten. Das war die große Thorsperre. Dcmeben bestcmd noch die kleinere, nach welcher die Thore zwar uoch freigelassen, von jeder Person aber 1 uud vou jedem Pferde 2 Kreuzer gefordert wnrden. Sie erfolgte jedesmal beim Abendgebetlänten, also zwischen ^5 und '/z!) Uhr, je nach der Jahreszeit wechselnd.
Ein Reisender, der vor hundert Jahren am Neuhauser-Thor anlangte, Passirte den von der Seite her zum Thore führenden Weg. Hatte er das äußere Thor hinter sich, so nahm ihn alsbald eine der beiden an dessen Gitter aufgestellten Wachen in Empfang und geleitete ihn durch eine Oeffnung des Walles, der beiderseits von Basteien flankirt war, zur zweiten Schranke am Thorhause, wo die erste Kontrole stattfand. Während sein Paß geprüft wurde, kounte er iu der Stube des Zöllners einen steinernen Kopf mit drei Gesichtern bewundern, der jetzt leider verschwunden ist. Nach Sepp's Untersuchungen dürften es wohl die Köpfe der drei Nornen gewesen sein. Am Wachthause iuuerhalb des zweiteu Thores hatte' der Ankommende dann eine weitere Kontrole zu bestehen, die nickt minder gewissenhaft geübt wurde. Aber auch damit war die Sache nicht abgethan, denn es folgte noch eine Eskortirung durch eiueu Soldaten der Thor- auf die Hauptwache, auf welcher noch eine Menge Frageu des gestrengen Herrn Wachkommandanten zu beantworten waren, ehe der Reisende endlich in den Hafen eines Gasthofes einlaufen dnrfte. Wer länger als 14 Tage bleiben wollte, bedürfte persönlicher Bewilligung des Kurfürsten.
Man sieht: Militär und Polizei ließen es an Thätigkeit nicht fehlen. Zum Glück verirrteu sich Reisende uur selten nach München, und so war es denn auch möglich, daß der Fremdenverkehr fast ausschließlich durch das kaiserliche Reichsvberpostmnt, im jetzigen Zauberischen Hanse auf dem Nindermarkte vermittelt werden konnte. Das gesammte Inventar desselben bestand^ aus fünf